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Streiks ab Montag Dicke Luft bei Lufthansa

Bei der Deutschen Lufthansa sind von diesem Montag an Behinderungen durch Streiks des Boden- und Kabinenpersonals zu erwarten. Mitten in der Urlaubszeit will die Gewerkschaft Verdi den unbefristeten Streik um 0.00 Uhr beginnen. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" soll der Schwerpunkt zunächst auf Frankfurt und Hamburg liegen.

Auf diesen Flughäfen werde mit Sicherheit einiges durcheinandergehen, zitiert die Zeitung Verdi- Sprecher Harald Reutter. Zahlreiche Politiker mahnten am Wochenende Lufthansa und Verdi, den Tarifkonflikt rasch beizulegen.

Verdi drohte Lufthansa mit Stillstand. "Lenkt die Lufthansa nicht ein, wird es spätestens in einer Woche nur noch marginalen Flugbetrieb geben", sagte Verhandlungsführer Erhard Ott der "Bild- Zeitung". Lufthansa wollte am Wochenende keine Prognose über mögliche Ausfälle abgeben. Ein Lufthansa-Sprecher hatte aber erklärt, man gehe davon aus, dass nur ein Bruchteil der Belegschaft in Deutschland dem Streikaufruf folgen werde.

Keine Ausfälle auf der Langstrecke

Die Lufthansa hat in den vergangenen Tagen einen umfangreichen Notfallplan entwickelt. Vor allem die Langstrecken und Flüge zwischen den großen europäischen Metropolen sollen trotz des Arbeitskampfes aufrechterhalten werden. Passagieren werden bei streikbedingten Ausfällen wie schon bei den Pilotenstreiks Umbuchungen angeboten. Zudem könnte Lufthansa auf Mitarbeiter anderer Firmen zurückgreifen. Details ihrer Planungen wollte Lufthansa nicht nennen. Auch Verdi will die konkreten Aktionen erst kurzfristig ankündigen, damit sich der Arbeitgeber nicht vorbereiten kann.

In dem Tarifkonflikt verlangt Verdi höhere Gehälter für die rund 50.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine. Die Gewerkschaft fordert 9,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung geboten. Vor neuen Verhandlungen will Verdi ein nachgebessertes Angebot von Lufthansa erhalten.

UFO-Mitglieder streiken nicht

Unterdessen erklärte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO), ihre Mitglieder beteiligten sich nicht an dem Streik. Derzeit gebe es noch einen bis zum Jahresende gültigen Tarifvertrag für die Kabinenmitarbeiter, daher gelte die Friedenspflicht. UFO steht in Konkurrenz zur Gewerkschaft Verdi und hat nach eigenen Angaben deutlich mehr als die Hälfte der Kabinenmitarbeiter als Mitglieder. Die übrigen Kabinenmitarbeiter seien nahezu vollständig in gar keiner Gewerkschaft. Daher werde der Streik bei Lufthansa ausschließlich am Boden ausgetragen. UFO selbst fordert für die nächste Tarifrunde 15 Prozent mehr Geld und damit mehr als Verdi.

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) forderte Verdi und Lufthansa auf, den Konflikt nicht zu überziehen - auch wenn "die Tarifautonomie ein hohes Gut" sei. "Gerade auch viele Arbeitnehmer und ihre Familien, die ihren wohlverdienten Urlaub bereits lange gebucht haben, wären die Leidtragenden", sagte Beckstein der "Welt am Sonntag".

"Es trifft Unbeteiligte"

"Ihr habt eine hohe Verantwortung. Die Tarifautonomie ist in einer Bewährungsprobe", sagte FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle der Zeitung. "Die vielen Familien mit ihren Kinder, die in ihren Jahresurlaub wollen, dürfen nicht in Geiselhaft genommen werden."

"Man muss akzeptieren, dass in einem Arbeitskampf gestreikt wird. Aber es ist natürlich ärgerlich, dass weniger der Streikgegner getroffen wird, sondern Unbeteiligte", sagte SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend. Es werde zu Recht Diskussionen über den Streik geben, da "relativ wenige eine Infrastruktur lahmzulegen drohen".

Auch der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Klaus W. Lippold (CDU), verlangte ein schnelles Ende der Auseinandersetzung. "Jede Möglichkeit, diesen Streik zu vermeiden, muss genutzt werden, nicht nur um die Bürger sicher in den Urlaub gelangen zu lassen, sondern auch, um über ein klares Verhandlungsergebnis die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie nicht zu schädigen."

Der Haushaltsexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter (CDU), sagte der Zeitung: "Wenn die Streiklust zunimmt, wird die Arbeitslosigkeit auch wieder steigen."

Quelle: ntv.de

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