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Klage gegen Acciona und Enel E.ON hat Faxen dicke

Im Bieterwettkampf um den spanischen Energieversorger Endesa zieht E.ON nun alle Register. Der Energiekonzern überzieht seine Mitbewerber Acciona und Enel mit Klagen in den USA und Spanien. Auf der Liste der Vorwürfe stehen Irreführung des Marktes, Verstoß gegen das Übernahmerecht und sogar Insider-Handel.

Das rechtswidrige Vorgehen von Acciona und Enel sei ein Versuch, die Endesa-Aktionäre zu täuschen und den Preis der Aktie zu manipulieren, hieß es bei E.ON. Es behindere zudem das einzige, für alle Endesa-Aktionäre freigegebene Angebot von E.ON. Der Energiekonzern beantragte bei der spanischen Börsenaufsicht CNMV die Eröffnung eines Verfahrens gegen Acciona und Enel wegen Irreführung des Marktes, Verstoß gegen das Übernahmerecht und Insider-Handel. Weiter fordert E.ON, dass Acciona und Enel, die sich zusammen schon 46 Prozent an Endesa gesichert haben, ihre Aktien wieder veräußern müssen und weitere Aktien-Käufe untersagt werden. Beide Unternehmen sollten darüber hinaus von der Möglichkeit, ein öffentliches Übernahmeangebot zu machen, völlig – nicht nur für eine bestimmte Zeit – ausgeschlossen werden.

Weiterhin reicht E.ON bei einem US-Bundesgericht in New York Klagen wegen Verletzung der amerikanischen Offenlegungsregeln durch Acciona und Enel ein. E.ON ist überzeugt, dass beide Unternehmen irreführende Angaben zu ihren Vorhaben und Vereinbarungen untereinander oder mit anderen Endesa-Aktionären gemacht haben. Das New Yorker Gericht hat bereits frühere Angaben von Acciona als erheblich unzureichend eingestuft und dem Unternehmen zunächst weitere Verletzungen der amerikanischen Veröffentlichungs-Pflichten untersagt. Mit der heutigen Klage beantragt E.ON, Acciona wegen Missachtung des Gerichts zur Verantwortung zu ziehen.

Mit allen Mittel

Mit den Klagen setzt Deutschlands größter Energiekonzern in dem beispiellosen Bieterrennen nicht mehr nur auf die Macht des Geldes, obwohl E.ON am Montagmorgen auch finanziell erneut nachlegte. Der Konzern, der vor mehr als einem Jahr mit einer Offerte von 29 Mrd. Euro gestartet war, bietet nun 42,3 Mrd. oder 40 Euro je Endesa-Aktie. Doch auch dieser Preis wurde von Enel und Acciona postwendend gekontert mit 41 Euro je Anteilsschein - falls E.ON zunächst die angestrebte Mehrheit verfehlt. Enel publizierte sogar schon Details für den Fall einer eigenen Übernahme von Endesa.

Dabei hatte die spanischen Börsenaufsicht CNMV erst am Freitag das Vorgehen von Acciona und Enel als nicht rechtens bezeichnet. Sie verfügte zudem, dass die Konzerne ein halbes Jahr mit einer neuen Offerte warten müssten, es sei denn, E.ON lasse sein Angebot fallen.

Endesa stellte sich hinter das Übernahmeangebot von E.ON. Der Verwaltungsrat von Endesa habe einstimmig der von E.ON auf 40 Euro je Aktie angehobenen Offerte zugestimmt, teilte das Unternehmen mit. Das Angebot entspreche dem Wert von Endesa und sei das einzige, das den rechtlichen Bedingungen gerecht werde. Die Sparkassenkette Caja Madrid, mit einem Anteil von 9,9 Prozent drittgrößter Endesa-Aktionär, ließ ihre Haltung aber zunächst noch offen. Sie wollte am Montagabend auf einer Sitzung ihres Verwaltungsrates darüber beraten, ob sie ihre Anteile an E.ON verkaufen oder die Übernahmeofferte ablehnen soll. Spanische Medien gehen davon aus, dass Caja Madrid die Entscheidung möglicherweise vertagen werde.

Aussichtsloser Kampf?

Obwohl Endesa E.ON zur Seite gesprungen ist, zweifeln Experten schon länger an einem Erfolg von E.ON-Chef Wulf Bernotat in Spanien. "Ich hätte nicht gedacht, dass E.ON sein Angebot noch mal erhöht", sagte Analyst Stephan Wulf vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Eine Mehrheit an Endesa sei für E.ON aber gleichwohl unwahrscheinlich, da Enel und Acciona bereits fast die Hälfte der Anteile halten. "Es ist aber nicht auszuschließen, dass E.ON Acciona noch ins Boot holt", sagte er.

E.ON will Endesa unbedingt, da der Konzern mit keinem anderen Unternehmen auf einen Schlag eine solche Größe erhalten kann. Bernotat treibt nun schon seit über einem Jahr die Pläne zum Aufstieg in die Weltspitze der Strom- und Gasversorger voran. Der E.ON-Chef wollte sich mit Enel und Acciona gütlich einigen. Nun platzte dem gelernten Juristen, der zuletzt selbst eigene Zweifel am Erhalt einer Mehrheit durchblicken ließ, aber offenbar der Kragen.

Besonders die Klagen in den USA dürften von den Widersachern nicht auf die leichte Schulter genommen werden, ist das dortige Börsenrecht doch äußerst scharf. Acciona ist zwar anders als Enel, E.ON und Endesa nicht in den USA an der Börse gelistet. Der Baukonzern hatte jedoch nach Angaben von E.ON gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC erklärt, lediglich eine Minderheit bei Endesa anzustreben und nicht im Konzert mit anderen zu agieren.

Quelle: ntv.de

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