4,5 Prozent mehr Lohn Einigung im Tarifstreit
01.02.2009, 07:52 UhrDer drohende Streik bei der Deutschen Bahn ist abgewendet. Arbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich in der Nacht zu Sonntag auf einen neuen Tarifvertrag. Nur eine Stunde vor Ablauf der Friedenspflicht verkündeten die Verhandlungsführer der drei konkurrierenden Gewerkschaften und Bahn-Personalvorstand Norbert Hansen in Frankfurt die Vereinbarung, die 142.000 Beschäftigten stufenweise 4,5 Prozent mehr Geld bringt. Die Eisenbahner erhalten ab Februar eine Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent, im Januar 2010 steigen die Löhne um weitere zwei Prozent. Bei einer Laufzeit von 18 Monaten wurden außerdem eine Einmalzahlung von 500 Euro und Verbesserungen bei der Arbeitszeitplanung verabredet.
Die Bahn-Mitarbeiter im Schichtdienst bekommen zwölf komplett freie Wochenenden im Jahr, von denen acht verlässlich in einem neuen Jahresruhezeitplan festgeschrieben werden, berichtete der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky. Gremien beider Seiten müssen der Einigung noch zustimmen, dies gilt allerdings nur als formaler Schritt. Die Sitzungen sind für Mittwoch und Donnerstag geplant.
Gutes Zeichen für Konjunktur
"Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt", sagte der Chef der Gewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel. Die Bahn habe zunächst die Wichtigkeit der sozialen Fragen unterschätzt. Hansen meinte, die schnelle Einigung sei wichtig für die künftige Verhandlungskultur im Unternehmen Bahn. Diese sei in der wirtschaftlichen Krise entscheidend. "Wir möchten alle Mitarbeiter an Bord halten", versprach der frühere Transnet-Chef. Das Ergebnis gehe deutlich über die zu erwartende Inflation hinaus. Es sei respektabel für die Beschäftigten und akzeptabel für das Unternehmen. Transnet-Chef Alexander Kirchner sagte, der Abschluss sei auch ein gutes Zeichen für die Konjunktur, wenn die Arbeitnehmer mehr Geld für den Konsum hätten. Gewerkschaften und Bahn hatten seit Freitagmorgen fast 40 Stunden lang in der vierten Runde verhandelt und bis zuletzt um Arbeitszeitfragen gestritten.
Die DGB-Gewerkschaft Transnet und ihr Partner GDBA waren mit einer Forderung nach 10 Prozent mehr Geld in die Auseinandersetzung gezogen, während die Konkurrenz von der GDL bei 6,5 Prozent geblieben war. Sie erreichte Weselsky zufolge zusätzlich die tarifliche Regelung der zukünftigen Ausbildungsstandards für Lokführer.
Knackpunkt Arbeitszeit
Rund 80 Prozent der tarifgebundenen Bahn-Mitarbeiter sind im Schichtdienst tätig. Unterschiede nach Geschäftsfeldern flossen zwar in die Verhandlungen ein, wurden aber nicht separat verhandelt. Bis zuletzt drohten die Verhandlungen an den Arbeitszeitfragen zu scheitern, die Frage nach dem Geld wurde fast zur Nebensache.
Transnet und GDBA hatten vergangenen Donnerstag einen Warnstreik organisiert und damit den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen wollen. "Nadelstiche" habe man gesetzt und damit die Bahn in Bewegung gebracht, sagte Kirchner. In der vorausgegangenen Tarifrunde hatte die kleinere GDL noch für ihre letztlich erfolgreiche Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag mehrfach den Schienenverkehr nahezu lahmgelegt. Erst nach neun quälend langen Monaten mit Streiks, immer neuen Ultimaten und Gerichtsverhandlungen hatten sich die Lokführer dann im März 2008 mit der Bahn geeinigt.
Quelle: ntv.de