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Kauf von EWE EnBW rüstet auf

Auf dem deutschen Energiemarkt werden die Kräfte neu gebündelt. Mit dem 26-Prozent-Einstieg des drittgrößten Energiekonzerns EnBW in den Oldenburger Versorger EWE schrumpft der Abstand zu den ganz Großen der Branche - RWE und E.ON. Die neue strategische Partnerschaft ist Branchenkennern zufolge die größte Transaktion auf dem deutschen Energiesektor seit der Übernahme von Ruhrgas durch E.ON. Mit der neuen Allianz will der Karlsruher Stromkonzern EnBW vor allem auch sein Gasgeschäft weiterentwickeln - etwa durch eine verbesserte Beschaffungsposition über Gasspeicher, Beteiligung an Flüssiggasterminals oder beim Bau von Pipelines.

"Heute ist ein wichtiger Tag für die EnBW und die EWE und auch für die Energiewirtschaft der Bundesrepublik Deutschland", sagte EnBW-Chef Hans-Peter Villis am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der EWE im niedersächsischen Oldenburg. Aus Sicht der Unternehmen ergänzen sich beide ideal. "Wir sind beim Strom stärker - EWE beim Gas", sagte EnBW-Chef Villis.

Verstärkung auf dem Gasmarkt

Die Oldenburger sind mit 48 Prozent an dem bedeutenden Leipziger Gasimporteur VNG beteiligt, sie sind stark im Vertrieb, haben aber fast keine eigenen Kraftwerke. Die Karlsruher sind dagegen beim Gas bisher noch schwach auf der Brust - verfügen aber über einen stattlichen Kraftwerkspark. Neue Formen der Energiebeschaffung sind für den bisherigen Atomstromer aber schon angesichts des gesetzlich vereinbarten Atomausstiegs angesagt - 27 Prozent seines verkauften Stroms kommen aus der Kernkraft, bei der Erzeugung liegt der Atom- Anteil sogar bei fast 54 Prozent.

Es passt auch gut, dass die EWE im Norden und die EnBW im Süden sich im Verbreitungsgebiet ergänzen. Auch setzen beide einen starken Akzent auf den Ausbau regenerativer Energien und haben als Wachstumsmarkt die Türkei im Visier.

Auf gleicher Wellenlänge

Doch es gibt noch einen Grund, warum im Bietergefecht auch mit ausländischen Interessenten schließlich die EnBW das Rennen machte: Die kommunalen EWE-Anteilseigner suchten nicht eine bloße Finanzbeteiligung, sondern einen Kooperationspartner, der bereit war, von der Stromproduktion und der Gasbeschaffung bis zum Vertrieb zu kooperieren. Ein deutsches Unternehmen, das ebenfalls eine starke kommunale Basis durch die Anteilseigner hat, schien da vertrauenswürdiger. "Wir sind auf der gleichen Wellenlänge", heißt es seitens der EWE-Anteilseigner.

Von Vorteil mag auch gewesen sein, dass die EnBW mit einem Umsatz von rund 15 Milliarden Euro im Vergleich zu den ganz großen Stromern RWE und E.ON eher Mittelklasse ist. Nach Vorgesprächen mit dem Bundeskartellamt hofft EWE-Chef Werner Brinker auch von dort auf grünes Licht: "Wir sind fest überzeugt, dass das durchaus positiv gesehen wird."

Verbraucherschützer skeptisch

"The Winner is Herr Villis aus Baden-Württemberg", verkündete Brinker in Hinblick auf das vorausgegangene Bietergefecht. Ob auch die Strom- und Gaskunden am Ende von der Zwei-Milliarden-Euro-Transaktion profitieren, beurteilen Verbraucherschützer eher vorsichtig. Holger Krawinkel, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, erwartet dadurch jedenfalls keine sinkenden Strom- oder Gaspreise. Dafür aber innovative Anstöße.

Schließlich hat die EnBW schon früher die Branche mit neuen Ideen aufgescheucht, etwa mit der Billigstromtochter Yello oder dem intelligenten Stromzähler. Zusammen mit der vertriebsstarken EWE erwartet Krawinkel deshalb für die Zukunft - zumindest was Innovationen angeht - "durchaus positive Effekte".

Quelle: ntv.de

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