Untreueverdacht Ex-WestLB-Chef vor Gericht
09.01.2008, 07:44 UhrIm Untreueprozess gegen den ehemaligen WestLB-Chef Jürgen Sengera hat die Staatsanwaltschaft dem Manager Pflichtverletzungen bei der Vergabe millionenschwerer Kredite vorgeworfen. Sengera habe einen Kredit für einen britischen Fernsehverleiher nur unzureichend geprüft und der WestLB damit letztlich einen Schaden von 427 Millionen Euro zugefügt, sagte Staatsanwalt Henning Wilke am Mittwoch zum Auftakt des Prozesses vor dem Düsseldorfer Landgericht.
Die Verteidigung beantragte, das Verfahren aus formellen Gründen einzustellen. Die Anklage verstoße gegen das Gebot, dass die Gerichtssprache Deutsch sein müsse, sagte Verteidiger Christian Richter zur Begründung. Zahlreiche Schriftsätze der Anklage seien von Ermittlern aus dem Englischen übersetzt worden. "Übersetzungen aus Kreisen der Strafverfolger sind nicht geeignet, Übersetzungen durch Sachverständige zu ersetzen", betonte er. Die Verteidigung hatte bereits einen Befangenheitsantrag gegen Sengeras Richter gestellt, den das Gericht aber als unbegründet abwies.
Hintergrund des Prozesses sind hohe Fehlinvestitionen der Düsseldorfer Bank in Großbritannien. Ein Kreditgeschäft mit dem britischen Fernsehverleiher Boxclever, das die damalige Star-Investmentbankerin Robin Saunders eingefädelt hatte, war geplatzt. Sengera hatte im Juni 2003 bei der WestLB seinen Hut genommen, nachdem ihm die Anteilseigner wegen der verlustreichen Geschäfte in Großbritannien das Vertrauen entzogen hatten.
Quelle: ntv.de