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Nach Kurseinbruch Fortis-Chef tritt zurück

Nach einem dramatischen Kurssturz von mehr als 20 Prozent ist der Chef des belgisch-niederländischen Finanzkonzerns Fortis zurückgetreten. Stunden zuvor hatte Bankchef Herman Verwilst noch vergeblich versucht, die Anleger zu beruhigen. Am Abend teilte die Bank dann in Brüssel mit, Vorstandsmitglied Filip Dierckx solle Verwilst an der Spitze des angeschlagenen Unternehmens ersetzen.

Vor seinem Rücktritt widersprach Verwilst noch Gerüchten über Liquiditätsprobleme seines Instituts, kündigte zugleich aber den Verkauf von Geschäftsteilen für fünf bis zehn Mrd. Euro an. Auch Belgiens Premierminister Yves Leterme rief Anleger und Sparer zur Gelassenheit auf. Die Regierung werde die belgischen Sparer nicht im Regen stehen lassen, versicherte Leterme.

Die Anleger zeigten sich davon unbeeindruckt. Im Laufe des Tages verlor die Fortis-Aktie mehr als 20 Prozent ihres Werts und notierte zum Börsenschluss bei 5,20 Euro. Schon am Donnerstag war das Papier auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gefallen.

Keine Antwort zur Insolvenzfrage

Gemeinsam mit der zuständigen Aufsichtsbehörde und der Nationalbank verfolge die Regierung die Entwicklung bei Fortis genau, versicherten Premierminister Leterme und Finanzminister Didier Reynders. Auf Fragen zu einer befürchteten Insolvenz gingen die beiden Politiker am Freitag nicht ein.

Dem Konzern stehen nach eigenen Angaben derzeit rund 300 Mrd. Euro zur Refinanzierung zur Verfügung. Darüber hinaus gebe es weitere Sicherheiten. Die Bonität liege deutlich über dem regulatorischen Minimum. Weiteren Kapitalbedarf gebe es erst in den nächsten 12 bis 18 Monaten, wenn der Großteil der übernommenen Aktivitäten von ABN Amro integriert werde.

Fortis kündigte zugleich an, Aktivitäten innerhalb und außerhalb Belgiens verkaufen zu wollen, die auf einen Wert zwischen fünf und zehn Mrd. Euro geschätzt würden. Um welche Geschäftsteile es gehe, teilte Fortis aus Rücksicht auf laufende Verhandlungen nicht mit. Für alle Bereiche, die für einen Verkauf in Frage kämen, gebe es bereits potenzielle Interessenten und Vereinbarungen.

Dierckx muss Vertrauen wieder herstellen

Der Aufsichtsrat beschloss nach Fortis-Angaben einstimmig die Ablösung von Verwilst, der einen Direktorenposten behalten soll. Der Manager hatte den Chefposten erst am 11. Juli 2008 übernommen. Sein Nachfolger Filip Dierckx soll nun das Vertrauen in den Konzern wiederherstellen. "Angesichts seiner großen Erfahrung und Kenntnis des Unternehmens sind wir glücklich, dass Filip diese schwierige Aufgabe akzeptiert hat", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Maurice Lippens.

Quelle: ntv.de

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