Finanzengpass-Spekulationen Fortis geht in Offensive
26.09.2008, 13:27 UhrAngesichts massiver Kursverluste ist der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis Marktgerüchten über einen Liquiditätsengpass entgegengetreten. Die Finanzausstattung sei solide und liege über den Anforderungen der Aufsichtsbehörden, sagte Konzernchef Herman Verwilst auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Die jüngsten Kursverluste spiegelten vielmehr die Nervosität am Markt wider. Die Bank erwäge allerdings falls nötig, mehr Teile außerhalb des Kerngeschäfts zu verkaufen als bislang geplant.
Die belgische Wirtschaftszeitung "De Tijd" hatte zuvor von Fortis-Plänen berichtet, erstmals auch Teile des Kerngeschäfts veräußern, um seine Kapitalbasis zu stärken. "Tafelsilber könnte für einen angemessenen Preis verkauft werden", schrieb das Blatt unter Berufung auf eine "gut positionierte" Person.
Bereits am Donnerstag hatte Fortis Marktspekulationen über Liquiditätsengpässe zurückgewiesen. Zuvor waren die Fortis-Aktien um über 20 Prozent auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren eingebrochen. Grund waren Gerüchte, die niederländische Bankenaufsicht (DNB) habe die Rabobank um eine Finanzspritze für Fortis gebeten. Auch Rabobank hatte dies bestritten, die DNB äußerte sich nicht. Die belgische Zentralbank erklärte am Freitag, mit Blick auf Fortis plane sie keine besonderen Schritte.
Kurssturz an der Brüsseler Börse
Im Juni hatte Fortis bekanntgegeben, seine Kapitalbasis durch den Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen um etwa zwei Mrd. Euro stärken zu wollen. Verwijlst hatte zudem gesagt, es sei auch denkbar, als Teil des Plans zur Aufstockung des Kapitals um acht Mrd. Euro weitere Geschäfte zu verkaufen.
Die Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten bei Fortis hatten am Markt die Furcht geschürt, die Finanzkrise könnte auch Fortis zu Fall bringen. Dies setzte der Aktie des Instituts zuletzt schwer zu. Am Freitag fiel der Kurs den fünften Tag in Folge, nachdem er am Donnerstag zeitweise auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gesunken war.
Fortis hatte bereits am 17. September festgestellt, dass Mutmaßungen um seinen Aktienkurs durch kursierende E-Mails angestachelt würden. In diesen werde behauptet, eine Kapitalerhöhung stünde unmittelbar bevor. Fortis wies diese Behauptung kategorisch zurück.
Quelle: ntv.de