Notbremse in Benelux Fortis verstaatlicht
29.09.2008, 06:32 UhrDer angeschlagene Finanzkonzern Fortis wird teilweise verstaatlicht. Mit insgesamt 11,2 Mrd. Euro retten die Regierungen Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs die Großbank vor dem drohenden Untergang. Der belgische Ministerpräsident Yves Leterme sagte am Sonntagabend in Brüssel, Belgien übernehme für 4,7 Mrd. Euro 49 Prozent der Anteile des Konzerns. Die Niederlande investierten vier Milliarden Euro für ebenfalls 49 Prozent an der Fortis Bank Niederlande. Luxemburg zahle für 49 Prozent der Aktien an der Fortis Banque Luxembourg 2,5 Mrd. Euro.
Der Bank- und Versicherungskonzern - Nummer 1 auf dem belgischen Markt und Nummer 2 in den Niederlanden - soll zudem seine Anteile an der niederländischen Bank ABN Amro veräußern. Darüber werde noch verhandelt, hieß es. Der Fortis-Aufsichtsratsvorsitzende Maurice Lippens müsse seinen Hut nehmen, meldete die belgische Nachrichtenagentur Belga weiter. Am Freitag hatte Bank-Chef Herman Verwilst nach massiven Verlusten der Fortis-Aktie bereits seinen Posten an Filip Dierckx abgeben müssen.
Dierckx erklärte in der Nacht zum Montag, die Benelux-Staaten wollten sich nicht dauerhaft an der Bank beteiligen: "Das wichtigste Ziel ist die Wiederherstellung des Vertrauens. Auch der Sparer kann beruhigt sein, wir sind jetzt die Bank mit der besten Kapitalbasis." Der Einstieg des Staats bei Fortis beende die Unsicherheit über die Kreditwürdigkeit der Bank. "Das Problem stellte sich auf der Ebene unserer Bankaktivitäten", sagte Dierckx.
"Problem gelöst"
"Mit der Übernahme von ABN Amro stellte man sich Fragen über unsere Solvabilität, und dadurch, dass nun 11,2 Mrd. Euro in die Banken gepumpt werden, ist dieses Problem gelöst", betonte der neue Bank-Chef. Die engere Einbindung überfordere Fortis in der gegenwärtigen Lage. Dierckx sagte aber nicht, wann und zu welchem Preis das Geschäft von ABN Amro verkauft werden solle. Fortis hatte die niederländische Bank 2007 für 24 Mrd. Euro übernommen. Am Sonntag war von einem Verkauf für zehn Milliarden die Rede.
Der Spitzenmanager merkte an, dass mit dem Asset Management ein Teil von ABN Amro bereits vollständiges Eigentum von Fortis sei und auch bleiben solle. Fortis war in einem Konsortium mit der Royal Bank of Scotland und der Banco Santander bei ABN Amro eingestiegen. Die drei teilten die niederländische Bank untereinander auf.
Nummer 7 in der Türkei
Bei Fortis führte diese Übernahme zu der jüngsten Krise. Zuvor hatte der belgisch-niederländische Finanzkonzern mit inzwischen 65.000 Beschäftigten weltweit sein Geschäft schon in anderen Ländern ausgebaut. In der Türkei etwa ist Fortis die siebtgrößte Bank.
Am Freitag hatte der ohnehin schon niedrige Aktienkurs von Fortis nochmals gut 20 Prozent verloren. An den Brüsseler Gesprächen über die Zukunft von Fortis nahmen neben Premierminister Leterme und Finanzminister Didier Reynders für die belgische Seite unter anderen auch der niederländische Finanzminister Wouter Bos sowie der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, und EU- Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes teil.
Quelle: ntv.de