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Machtkampf bei Tui Fredriksen gibt nicht nach

Die Unternehmensspitze des Reisekonzerns Tui hat eine Schlacht gewonnen, aber ein Ende des Machtkampfs mit Großaktionär John Fredriksen ist nicht in Sicht. Er will die Konzernführung weiter unter Druck setzen. "Wir werden jetzt nicht nachlassen", hieß es aus Kreisen des Großreeders. Auf der Hauptversammlung am Mittwoch war Fredriksen mit seinem Antrag auf Abwahl von Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow gescheitert. 57,24 Prozent des anwesenden Kapitals stimmte gegen die Abwahl Krumnows. Damit folgte die Mehrheit der vertretenen Aktionäre der Empfehlung der Unternehmensspitze um Vorstandschef Michael Frenzel. Dennoch gilt das Ergebnis als Ohrfeige für die Konzernführung. Immerhin stimmten 42,76 Prozent für Krumnows Abwahl.

Der Fredriksen-Vertraute Tor Olov Troim kündigte an: "Wir werden bald wieder da sein." Man habe die Mehrheit der unabhängigen Stimmen bekommen, die nicht im Aufsichtsrat vertreten seien. Dort sitzen unter anderem Vertreter der Frenzel-Unterstützer Alexej Mordaschow und der Riu-Hotel-Familie. Im Prinzip sei man auch bereit, weitere Anteile hinzuzukaufen, sagte Troim. Aber es müssten Anteile aus dem anderen Lager sein. Wie weiter hieß, wartet Fredriksen nun auf ein Angebot von Tui, wie es weitergehen könnte. Das sollte schnell kommen. Man habe das Momentum und werde es nutzen. TUI wollte dazu am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.

Krumnow unter Druck

Im Streit zwischen der Unternehmensführung und Fredriksen geht es vor allem um zwei Dinge: Zum einen um die Besetzung des Aufsichtsrates, zum anderen um die geplante Abspaltung der Tochtergesellschaft Hapag-Lloyd. Fredriksen, der mit knapp zwölf Prozent der größte Anteilseigner ist, möchte angemessen im Aufsichtsrat vertreten sein - aber nicht unter dem Vorsitz von Krumnow. "Er ist für die mangelnde Leistung des Unternehmens verantwortlich. Deswegen muss er gehen", sagte Troim.

Fredriksen geht es einem Sprecher zufolge darum, das Investment zu schützen und zu entwickeln. Das gehe am besten über die Schifffahrt. Ursprünglich sei Fredriksen in die Tui eingestiegen, weil die Konzernführung angekündigt habe, sich künftig auf die Containerschifffahrtssparte zu konzentrieren. Nun wolle sich Tui auf die Reisesparte konzentrieren und Hapag-Lloyd verkaufen. Allerdings wurde die Abspaltung im März auf Fredriksens Drängen hin beschlossen.

Frenzel wehrt sich

Auch die Art der Abspaltung bleibt weiter strittig. Während der Konzern einen Verkauf favorisiert, zieht der Großaktionär einen sogenannten Spin Off vor. Dann würde Hapag-Lloyd auch eigenständig, aber die Tui-Aktionäre über Papiere des neuen Unternehmens daran beteiligt.

Die Hauptversammlung vom Mittwoch gilt als bisheriger Höhepunkt des Machtkampfes. Für den erkrankten Fredriksen zog Troim in die entscheidende Schlacht. "Ich sehe hier keine wahre Leidenschaft, keine Energie, keinen Geist", sagte er. Das Management habe keine klare, kontinuierliche Strategie und konzentriere sich mehr auf Selbsterhaltung als auf Wertschöpfung. Die Finanzergebnisse und die Aktienentwicklung seien unbefriedigend. Auch fehle dem Aufsichtsrat Know-how im Bereich der Containerschifffahrt.

Vorstandschef Frenzel wies Kritik an der Unternehmensführung zurück. Dabei stützte er sich auf das erfolgreiche Geschäftsjahr 2007 und das erste Quartal 2008. "Die Tui ist heute wetterfester als noch in den vergangenen Jahren", sagte Frenzel.

Quelle: ntv.de

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