Bear Stearns leidet Goldman verdient kräftig
20.09.2007, 18:13 UhrDie US-Immobilienkrise belastet die US-Banken nicht gleich stark. Während beispielsweise die Investmentbank Goldman Sachs der Krise trotzt, muss der kleinere Konkurrent Bear Stearns einen Gewinnrückgang verkraften.
Goldman verdiente im dritten Quartal netto 2,85 Mrd. US-Dollar und damit 80 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ähnlich wie die unerwartet starken Zahlen von Lehman Brothers am Dienstag dämpften die Goldman-Ergebnisse Befürchtungen vor einer lang anhaltenden Bankenkrise. Wegen der Schwierigkeiten am Hypothekenmarkt sind die Anleger derzeit äußerst zurückhaltend mit riskanteren Investments. Diese Vertrauenskrise macht die Refinanzierung und auch das Investmentbanking für viele Banken deutlich schwerer.
Doch Goldman trotzte diesen Problemen und verbuchte allein im Investmentbanking mit 2,15 Mrd. US-Dollar die höchsten Quartalseinnahmen aller Zeiten. Besonders im Anleihe- und Aktienhandelsgeschäft legte Goldman ungeachtet der schwierigsten Marktbedingungen seit Jahren zu. Im Zusammenhang mit der Zusage von Kreditfinanzierungen für milliardenschwere Übernahmen musste das Institut allerdings Abschreibungen von bereinigt knapp 1,5 Mrd. US-Dollar hinnehmen. Da sich für derartige Kreditrisiken derzeit kaum Käufer finden, müssen die Darlehen in den Büchern neu bewertet werden. Goldman-Finanzchef David Viniar sprach von kurzfristig weiter schwierigen Marktbedingungen. "Doch mittel- bis langfristig wird das Wirtschaftswachstum stark bleiben, was uns optimistisch stimmt."
Ähnlich zuversichtlich äußerte sich auch die US-Beteiligungsfirma Blackstone. Die Zurückhaltung der Investoren im Zusammenhang mit dem Kauf von Milliardenkrediten werde wohl bald vorbei sei. Der Markt werde etwa innerhalb von sechs Monaten und damit überraschend schnell wieder in Gang kommen, sagte Blackstone-Präsident Hamilton James voraus. Blackstone und andere Beteiligungsfirmen finanzieren ihre Milliardenübernahmen fast überwiegend mit Krediten, die dann von den Banken am Markt weiterverkauft werden. Hier gibt es aktuell einen Stau von etwa 350 Mrd. US-Dollar.
Anders als Goldman musste Bear Stearns im abgelaufenen Quartal schwere Gewinneinbußen hinnehmen. Das Ergebnis von 171,3 Mio. US-Dollar verfehlte die Analystenerwartungen deutlich. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch 61 Prozent mehr Geld verdient.
Bear Stearns machte besonders der Zusammenbruch zweier Hedgefonds im Zusammenhang mit der Krise zu schaffen. Das führte zu Verlusten in Höhe von 200 Millionen Dollar. Der Kollaps habe die Reputation seines Hauses in der Vermögensverwaltung beeinträchtigt, räumte Finanzchef Sam Molinaro ein. "Wir haben hier eine Menge Arbeit vor uns."
Im Anleihe-Bereich, dem Brot-und-Butter-Geschäft der Investmentbank, ergab sich ein Rückgang der Einnahmen um 88 Prozent. Bear Stearns ist einer der größten Verkäufer von Anleihen, die mit einem Bündel von Hypotheken besichert sind. Analysten zufolge ist das Institut deutlich weniger breit aufgestellt als Goldman und andere Investmentbanken. Dies habe Bear Stearns nun zu spüren bekommen. Die Aktien reagierten zunächst mit Kursverlusten auf die Ergebnisse, erholten sich dann aber wieder. Denn auch der Finanzchef von Bear Stearns gab einen positiven Ausblick. Er rechnet 2008 wieder mit normalen Verhältnissen, sagte Molinaro. "Wir haben das Schlimmste weitestgehend überstanden."
Quelle: ntv.de