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Erdölkongress in Madrid Hilflose Industrieminister

Der anhaltende Anstieg des Rohölpreises ist nach Ansicht großer Mineralölkonzerne nicht die Schuld von Spekulanten. BP-Chef Tony Hayward bestritt auf dem 19. Welt-Erdölkongress am Montag in Madrid, dass es eine "spekulative Blase" auf den Ölmärkten gebe, die den Preis künstlich hoch treibe. Die wichtigste Ursache des Preisanstiegs sei der weltweit steigende Ölverbrauch. Dieser gehe vor allem auf das wirtschaftliche Wachstum in aufsteigenden Industriestaaten wie China und Indien zurück.

Die Vertreter mehrerer Regierungen widersprachen dieser Darstellung. Die Verteuerung des Rohöls habe "eine klare spekulative Komponente", sagte der spanische Industrieminister Miguel Sebastin. Europa benötige eine tiefgreifende Reform der Energiemärkte. Auch der EU-Energiekommissar Andris Piebalgs plädierte für mehr Transparenz auf den Märkten. Damit sollten die Sicherheit und das Vertrauen von Anlegern und Verbrauchern gestärkt werden.

Neue Rekordmarke

Der Ölpreis knackte derweil die nächste Rekordmarke: 143 Dollar je Barrel. In der Spitze verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der US- Sorte WTI zur Auslieferung im August auf 143,67 Dollar. Den vergangenen Höchststand gab es erst am Freitag mit 142,99 Dollar je Barrel. Der Preis der Nordsee-Sorte Brent kletterte am Montag auf den Rekord von 143,53 Dollar je Barrel.

"Die Angebotsseite geht nicht genügend auf die Nachfrage ein", sagte BP-Chef Tony Hayward vor tausenden Teilnehmern. Die Ölfirmen könnten nicht so viel Geld in den Ausbau der Produktion stecken wie sie es vielleicht gern tun würden. In vielen Ländern würden Beschränkungen Investitionen verhindern. So befänden sich 90 Prozent der Ölreserven in Ländern wie Saudi Arabien und Kuwait, wo globale Firmen nicht wie gewünscht agieren könnten. Zudem machten hohe Steuern die Produktion oft unattraktiv. Russland oder Venezuela verlangten inzwischen "gefährlich hohe" Abgaben, sagte Hayward.

Verschlimmert werde die Lage noch durch die staatlichen Ölförderfirmen, die es in vielen Länder gebe. Diese Unternehmen dürften sich oft nicht an den Bedürfnissen des Marktes orientieren, sondern müssten den Anforderungen ihrer Regierungen nachkommen, die zum Beispiel kurzfristig Geld in die Staatskassen bekommen wollten.

Bislang kein Mangel

Der Energieminister von Katar, Abdullah al-Attijah, betonte: "Es gibt keinen Mangel an Öl." Zahlreiche Tanks seien voll mit Rohöl, das nicht verkauft werde, sagte er am Rande der Madrider Konferenz. Auf den Ölmärkten gebe es "seltsame Fluktuationen". Möglicherweise spielten auch Spekulanten eine Rolle. Dagegen meinte der Chef von Royal Dutch Shell, Jeroen van der Veer, das Steigen der Preise sei ein komplexes Phänomen, für das man nicht allein die Finanzmärkte verantwortlich machen könne.

Der spanische König Juan Carlos hatte den 19. Welt-Erdölkongress mit einem Aufruf zu einem verstärkten Rückgriff auf "saubere" Formen der Energie eröffnet. "Die Welt verlangt nach einem neuen Modell der Energieversorgung", sagte der Monarch. Das neue System müsse "effizient, transparent und umweltfreundlich" sein.

An dem Treffen in der spanischen Hauptstadt nehmen mehr als 3000 Delegierte aus über 50 Ländern teil. Dazu gehören Minister aus erdölproduzierenden Ländern, Vertreter internationaler Organisationen und die Chefs großer Mineralölkonzerne. Das Treffen ist vor allem für Experten der Branche bestimmt. Konkrete Beschlüsse werden nicht gefasst.

Quelle: ntv.de

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