"Unanständiges Angebot" IG Metall bleibt stur
30.10.2008, 19:44 UhrObwohl das Ende der Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie näher rückt haben sich Gewerkschaft und Arbeitgeber immer noch nicht auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die IG Metall lehnte die erste Offerte der Arbeitgeber im wichtigen Tarifbezirk Baden-Württemberg wie erwartet brüsk zurück, will aber am 11. November nochmals einen Einigungsversuch unternehmen. Danach drohen unbefristete Streiks.
Die Arbeitgeber bieten bislang 2,9 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 14 Monaten, zum Teil als Einmalzahlung. Die IG Metall beharrt trotz der Konjunkturabkühlung auf acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten.
Der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann bezeichnete das Angebot nach zweistündigen Verhandlungen in Fellbach bei Stuttgart als "völlig unzureichend". Er kündigte zunächst Warnstreiks an, die ab Samstag nach Auslaufen der Friedenspflicht möglich sind. Die angebotene Tariferhöhung "bringt uns einer Lösung des Konfliktes keinen Schritt näher", sagte Hofmann. Damit werde nicht einmal die Inflation ausgeglichen. IG-Metall-Chef Berthold Huber bezeichnete das Angebot als "unanständig", weil es für die Arbeitnehmer Reallohnverlust bedeute. "In Wirklichkeit bieten sie 2,1 Prozent", meinte Huber.
Die Arbeitgeber schlugen nach zwei ergebnislosen Verhandlungsterminen in der dritten Runde vor, für November und Dezember dieses Jahres einmalig 0,8 Prozent mehr zahlen zu wollen. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2009 sollten die Tarife dann dauerhaft um 2,1 Prozent erhöht werden, wie der Chef des regionalen Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Jan Stefan Roell, sagte. Aus wirtschaftlichen Gründen könne die Einmalzahlung in Abstimmung mit dem Betriebsrat halbiert werden. Es gehe den Arbeitgebern darum, die Beschäftigtenzahl in der Branche hoch zu halten. "Wir wollen Unternehmen und Beschäftigte in dieser von zunehmender Unsicherheit geprägten Lage eine verlässliche Planungssicherheit geben", sagte Roell.
Vierte Runde
Nach Sondierungsgespräche wollen die Tarifparteien am 11. November zu einem vierten Verhandlungstermin zusammenkommen. IG Metall und Südwestmetall gehen übereinstimmend davon aus, dass ein Pilotabschluss für die volkswirtschaftlich wichtige Branche mit 3,6 Mio. Beschäftigten in Baden-Württemberg angestrebt wird. "Ich glaube, dass sich niemand beeilt, vor uns eine vierte Runde anzusetzen", sagte Roell. Hofmann sagte, der vierte Termin sei "die letzte Runde in freien Verhandlungen". Danach sei mit unbefristeten Streiks zu rechnen.
Wegen der sich abschwächenden Konjunktur dürften Arbeitsniederlegungen der Mitarbeiter die Unternehmen in diesem Jahr nicht so schmerzlich treffen wie in Boomphasen. Vor allem in der Autoindustrie stehen derzeit wegen der Absatzflaute schon tageweise die Bänder still. Für den Jahreswechsel sind zum Teil mehrwöchige Zwangspausen geplant. Die Unternehmen könnten froh sein, sagte Gewerkschaftsexperte Hans-Peter Müller von der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft. "Sie müssen die Leute nicht für Zeiten bezahlen, in denen sie ohnehin keine Arbeit für sie haben."
Quelle: ntv.de