Steinbrück attackiert Manager IKB-Ermittlungen ausgeweitet
30.11.2007, 18:24 UhrDie Ermittlungen im Fall der in Schieflage geratenen Mittelstandsbank IKB sind ausgeweitet worden. Ermittler haben die Privathäuser des gesamten ehemaligen Vorstands der IKB durchsucht.
Wie erst jetzt bekannt wurde, fanden die Durchsuchungen bereits am vergangenen Mittwoch statt. Dabei wurden die Privatwohnungen von vier ehemaligen und einem noch aktiven Vorstandsmitglied durchsucht, sagte der für Wirtschaftskriminalität zuständige Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Arno Neukirchen. Er bestätigte damit in Teilen einen Bericht der "Rheinischen Post" (Sonnabend). Es seien Unterlagen beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden müssten. Auch der ehemalige Bankenchef Stefan Ortseifen habe unangemeldeten Besuch erhalten.
Die Maßnahme sei Teil des bereits im August bekanntgewordenen Ermittlungsverfahrens gegen den ehemaligen Vorstand. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue und des Verstoßes gegen das Aktiengesetz. Ende Juli war bekanntgeworden, dass das Institut durch ihr Engagement auf dem US-Hypothekenmarkt in eine schwere Schieflage geraten war. Vorstandschef Ortseifen musste seinen Hut nehmen, drei weitere Vorstände folgten. Die IKB hatte sich mit riskanten Kreditgeschäften auf dem US-Immobilienmarkt verspekuliert.
Aus Sicht von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sind staatsanwaltliche Ermittlungen bei der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB angebracht. Die Staatsanwälte hätten aus seiner Sicht "gute Gründe", sich bei der IKB einzuschalten", sagte der SPD-Politiker der "Financial Times Deutschland".
Steinbrück warf den IKB-Managern, wie im Übrigen auch denen der ebenfalls im Probleme geratenen der SachsenLB vor, sie hätten keine ausreichende Expertise für die Geschäfte in Zusammenhang mit US-Hypotheken gehabt. Im Fall der IKB ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits seit August.
Grundsätzlich merkte Steinbrück zur Krise vieler Banken an: "Es ist bemerkenswert, wie viel Zeit einige Bankmanagements brauchen, um die Risiken richtig zu bewerten." Viele Manager wüssten immer noch nicht, welchen Wertberichtigungsbedarf sie hätten.
Die an der Rettung der angeschlagenen IKB beteiligten Finanzinstitute hatten sich am Donnerstag auf einen Verkauf der Bank verständigt. "Die Arbeit am Gesamtkonzept, das in einem erfolgreichen Verkauf der IKB münden soll, wird vorangetrieben", sagte ein Sprecher der staatlichen Förderbank KfW im Anschluss an eine Sitzung des Bankenpools. Weitere Details nannte er nicht.
Zuvor hatte der Bankenpool beschlossen, die IKB mit einer neuen Finanzspritze vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Dazu wurde zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ein Rettungspaket geschnürt. Insgesamt werden nun Restrisiken des Instituts von umgerechnet rund 350 Millionen Euro abgedeckt. Über die Aufteilung der Anteile innerhalb des Bankenpools sei Stillschweigen vereinbart worden. Die KfW ist mit einer Beteiligung von knapp 38 Prozent Hauptaktionärin der IKB und musste bereits für den größten Teil der bei der Düsseldorfer Bank aufgetauchten Risiken gerade stehen.
Quelle: ntv.de