Schock wegen Finanzkrise IfW kritischer als DIW
03.04.2008, 07:52 UhrDer Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, erwartet nachhaltige Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf die deutsche Konjunktur. "Es kommt auf jeden Fall ein negativer Einfluss auf die deutsche Wirtschaft zu", sagte Snower.
Dies ergebe sich zum Teil aus der Finanzkrise und zum Teil aus den internationalen Handelsströmen, in die Deutschland als Exportweltmeister sehr stark eingebunden sei. Ein Abschwung sei nicht auszuschließen. "Es gibt kein Land auf der Welt, dass das Vakuum füllen könnte, das Amerika jetzt hat entstehen lassen", sagte Snower.
Entkopplung allein nütze nichts. "Was wir bräuchten, wäre eine Wirtschaft, die so stark wächst, dass sie das gutmacht, was Amerika weniger wächst. Und diese Wirtschaft gibt es derzeit nicht", sagte der Wirtschaftsforscher. Auch China könne diese Rolle nicht spielen "Es versucht seine hohe Inflation in den Griff zu bekommen, und dort sieht es nicht nach mehr Wachstum aus, sondern nach weniger." Deshalb werde die Nachfrage weltweit sinken, und Deutschland sei von der Weltwirtschaft abhängig. Die Entwicklungen in Amerika wirkten sich dabei mit Verzögerung aus.
Zur Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), wonach sich die Konjunktur trotz der weltweiten Finanzkrise weiterhin robust entwickeln werde, sagte der Präsident des Kieler Weltwirtschafts-Instituts: "Das sehe ich auf jeden Fall kritischer". Die Zeit sei sehr ungewiss. "Es gibt negative Szenarien, die nicht gut aussehen."
Angesichts der Ausmaße der Finanzkrise mit riesigen Verlusten für viele Banken befürwortete Snower tatkräftiges Eingreifen des Staates, wie es über die Notenbanken zur Schaffung von Liquidität schon geschieht. "Das ist wie bei einer Grippe-Epidemie: Sie weitet sich aus und Leute handeln individuell rational. Aber indem sich Banken kein Geld leihen, jeder versucht sich abzuschotten und so wenig zu investieren wie möglich, schadet man der Gesamtwirtschaft."
In solchen Fällen solle der Staat eingreifen. Er rechne mit staatlichen Versuchen, eine bessere Regulierung der Finanzmärkte zu finden und die Risiken auf makroökonomischer Ebene transparenter zu machen, erläuterte Snower. "Ich befürworte es auch auf jeden Fall, die Risiken transparenter zu machen. Die Regulierung wiederum müsse man sich genau anschauen. "Denn das ist ein zweischneidiges Schwert: Es geht einerseits um Kosten, aber ganz bestimmt ist zumindest auf dem amerikanischen Immobilienmarkt zu wenig reguliert worden."
Quelle: ntv.de