Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale Inflation besorgt Bundesbank
10.02.2008, 12:14 UhrBundesbank-Chef Axel Weber sorgt sich um die Folgen der hohen Inflation und rechnet für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von höchstens 1,9 Prozent. "Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale gibt Anlass zur Sorge", sagte er in einem am Sonntag verbreiteten Interview mit der Wochenzeitung "Das Parlament". Im Jahresschnitt werde die Teuerung in Deutschland und im Euro-Raum über der vom EZB-Rat als Preisstabilität angesehenen Rate von knapp zwei Prozent liegen. Der "grüne Bereich" dürfte erst gegen Ende des Jahres wieder erreicht werden. "Das setzt allerdings voraus, dass Zweitrundeneffekte zum Beispiel infolge überhöhter Lohnabschlüsse ausbleiben."
Unsicherheiten für Prognose
Weber liegt mit seiner Wachstumsprognose auf einer Linie mit dem Sachverständigenrat und leicht über den Erwartungen der Bundesregierung, die 1,7 Prozent Zuwachs vorhersagt. Vor allem die Aufwärtsrisiken bei der Preisentwicklung sowie ein weiterer Ölpreis-Anstieg und eine fortschreitende Abwertung des US-Dollar stellten aber Unsicherheiten für seine Prognose dar, sagte er.
Weber bekräftigte abermals seine Forderung nach moderaten Lohnabschlüssen in den anstehenden Tarifrunden. Die Risiken für die Preisstabilität seien auf mittlere Sicht eindeutig aufwärtsgerichtet. "Lohnpolitik und Finanzpolitik dürfen in dieser Situation nicht über die Stränge schlagen. Auch sie stehen in der Verantwortung für Preisstabilität." Die mit den Finanzmarktturbulenzen verbundene Unsicherheit auf den Märkten habe aber ein Festhalten am derzeitigen Zinsniveau vorerst nahegelegt. "Gleichzeitig haben wir jedoch betont, dass wir verhindern müssen, dass es zu einer Lohn-Preis-Spirale oder einer Verfestigung des anhaltenden Inflationstrends kommt."
Weber: "Deutsches Finanzsystem hat sich als stabil erwiesen
Angesichts der Finanzmarktturbulenzen der vergangenen Monate infolge der Subprime-Krise in den USA habe sich das deutsche Finanzsystem als funktionsfähig und auch als stabil erwiesen, sagte der Bundesbank-Chef. Die Verwerfungen hätten vor allem Schwachstellen im Risikomanagement einiger Banken aufgedeckt. Die Schieflagen der Mittelstandsbank IKB und der SachsenLB wertete Weber als institutsspezifisch. "Dass insbesondere Kreditrisiken nun wieder vorsichtiger bewertet werden, ist prinzipiell eine positive Entwicklung. Nun kommt es darauf an, dass sich mittelfristig wieder solides Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern entwickelt."
Im deutschen Bankenmarkt habe eine merkliche Konsolidierung stattgefunden, unterstrich Weber. "Gleichwohl ist eine weitergehende, den Marktkräften mehr Raum gebende Konsolidierung wünschenswert."
Weber warnte erneut vor Protektionismus im Zuge der Bemühungen um einen besseren Schutz deutscher Firmen vor missliebigen Investoren aus dem Ausland. "Fakt ist jedenfalls, dass grenzüberschreitende Kapitalanlagen zum Vorteil aller Beteiligten sind, also sowohl den Kapitalgebern als auch den Empfängern ausländischen Kapitals nützen. Der Grundsatz des freien Kapitalverkehrs sollte daher nicht in Frage gestellt werden."
Quelle: ntv.de