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Boom vor dem Ende Mittelstand skeptischer

Obwohl die Geschäfte so gut laufen wie seit Jahren nicht mehr, blickt der deutsche Mittelstand skeptisch in die Zukunft. Nur etwa jedes dritte Unternehmen rechnet damit, dass sich seine Lage in den kommenden Monaten weiter verbessern wird, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ergab. Vor einem Jahr gingen noch 60 Prozent der Firmen von einer Verbesserung ihrer Situation aus.

Trotz dieser eingetrübten Aussichten wollen die Mittelständler aber mehr neue Mitarbeiter einstellen und mehr investieren, wie die Befragung von bundesweit 3000 Geschäftsführern und Firmeninhabern ergab. "Die deutschen Mittelständler stehen derzeit so gut da wie lange nicht mehr", sagte der Mittelstandsexperte von Ernst & Young, Peter Englisch. "Die Auslastung ist hoch, die Auftragsbücher sind voll." Insgesamt bewertet mehr als die Hälfte der Firmen ihre aktuelle Lage als gut. Vor einem Jahr sagten das nur 38 Prozent der Mittelständler, im Jahr 2005 war es sogar nur jedes fünfte Unternehmen. Besonders gut ist die Stimmung bei den großen Firmen. Nur 7 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz klagten über schlechte Geschäfte, bei den Unternehmen mit weniger als 30 Millionen Euro Jahresumsatz liegt der Anteil bei 15 Prozent.

In diesem Jahr sei im deutschen Mittelstand mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl zu rechnen, schreibt Ernst & Young in dem "Mittelstandsbarometer 2008". Zwar planen 15 Prozent der Unternehmen der Studie zufolge einen Stellenabbau, 29 Prozent wollen aber neue Mitarbeiter in Deutschland einstellen. Viele hätten allerdings Probleme, überhaupt alle offenen Stellen besetzen zu können, sagte Englisch. "Immer mehr Unternehmen suchen händeringend nach qualifizierten und motivierten Arbeitskräften."

Trotz der etwas trüberen Prognose will der Studie zufolge jedes dritte Unternehmen mehr investieren als im Vorjahr. Nur 13 Prozent der Mittelständler planen dagegen, ihre Investitionen zurückzufahren. Besonders groß ist die Investitionsbereitschaft in Hamburg, Berlin und Hessen. Insgesamt bewerten die Mittelständler den Angaben von Ernst & Young zufolge ihre eigene Situation optimistischer als die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Nur noch etwa jedes dritte Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit einer positiven Entwicklung der deutschen Wirtschaft, 28 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Lage aus. Vor einem Jahr hatten noch etwa drei von vier Unternehmen einen Aufschwung vorhergesagt, nur sieben Prozent glaubten an eine Verschlechterung.

Die Zeichen, dass der Höhepunkt des Booms überschritten sei, mehrten sich, sagte Englisch. "Wir stehen an einem Wendepunkt. Die US-Immobilien- und Finanzkrise scheint größere Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu haben als zunächst erwartet." Die deutsche Wirtschaft sei aber sehr robust. "Viele Unternehmen - gerade im Mittelstand - haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind auch international hervorragend aufgestellt."

Für die Studie befragte das Befragungsinstitut Valid Research aus Bielefeld im Auftrag von Ernst & Young im Dezember 2007 Mittelständler aus allen Bundesländern.

Quelle: ntv.de

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