LSE-Anteile zu verkaufen Nasdaq zieht Schlussstrich
20.08.2007, 15:28 UhrDie US-Technologiebörse Nasdaq will sich nach dem Scheitern ihrer Kaufpläne für die London Stock Exchange (LSE) nun ganz von dem britischen Traditionsunternehmen verabschieden. Die derzeit in einem Bieterkamp um die nordische Börse OMX steckende Nasdaq stellte ihren 31-prozentigen LSE-Anteil zum Verkauf. Die Deutsche Börse wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern, ob sie Interesse an der Beteiligung hat.
Die Nasdaq ist seit dem Scheitern ihres Übernahmeversuchs vor fünf Monaten im Besitz von 61,3 Mio. LSE-Aktien, die derzeit an der Börse 797 Mio. Pfund (rund 1,17 Mrd. Euro) wert sind. Sollte es zu einem Verkauf kommen, will die US-Börse den Großteil der Einnahmen zum Schuldenabbau nutzen. Mit den verbleibenden Erlösen wolle man eigene Aktien zurückkaufen. Die Nasdaq hatte ihren Anteil an der LSE während des monatelangen Ringens um die Londoner Börse angehäuft und im Schnitt etwa elf Pfund pro Anteilsschein bezahlt. Würde der Börse ein Verkauf zum derzeitigen Marktpreis gelingen, entstünde ein Buchgewinn von gut 180 Mio. Euro.
Mittlerweile haben sich Nasdaq und LSE neu orientiert: Die Nasdaq greift nach der OMX, die LSE kauft die Borsa Italiana für 2,4 Mrd. Euro. Durch dieses Geschäft dürfte sich der Anteil der Nasdaq an der Londoner Börse auf rund 22 Prozent verringern.
Die Nasdaq kann sich nur durch Zukäufe international besser aufstellen. Doch auch bei dem OMX-Übernahmeprojekt stehen nun wieder Probleme ins Haus. Nach dem überraschenden Gegengebot der Dubaier Börse für die Nordeuropäer ist fraglich, wie die Expansionspläne der Nasdaq enden werden. Die Offerte der US-Börse ist nach derzeitigen Kursen noch 204 schwedische Kronen je OMX-Aktie wert. Die Börse in Dubai bietet 230 Kronen in bar und machte ihre Pläne vergangenen Freitag öffentlich. Die OMX betrachtet die Offerte aus Dubai nach einem Zeitungsbericht vom Montag als feindlich. Sie sei auf jeden Fall nicht attraktiver als das Angebot aus den USA, zitierte das "Wall Street Journal" den OMX-Direktoriumschef Urban Bäckström.
Analysten sehen die Nasdaq zunehmend in Bedrängnis. Die Zukaufsmöglichkeiten seien begrenzt, sollte auch das OMX-Vorhaben nicht klappen, sagte FBR-Analyst Matt Snowling. So könne womöglich die Nasdaq selbst zum Ziel werden. Börsenbetreiber weltweit stehen seit längerem unter massivem Fusionsdruck, da die Konkurrenz härter wird und die Gewinnmargen sinken. Nicht zuletzt wegen des Wunsches von Anlegern nach einem länderübergreifenden Handel auch über Zeitzonen hinweg erlebt die Börsenlandschaft eine massive Veränderung.
Quelle: ntv.de