"Es kann nur einen geben" Neumann wird Conti-Chef
23.08.2008, 14:57 UhrContinental-Technikvorstand Karl-Thomas Neumann wird neuer Chef des Autozulieferers. Er folgt zum 1. September auf Manfred Wennemer, der den hannoverschen Konzern nach der Niederlage im Abwehrkampf gegen den Wälzlagerhersteller Schaeffler nach sieben Jahren im Amt verlässt. Finanzvorstand Alan Hippe, der auch der Pkw-Reifen-Sparte vorsteht, wird Vize-Vorstandschef, wie Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg nach einer Sitzung des Gremiums erklärte. Dem Aufsichtsrat sei die Entscheidung zwischen beiden Kandidaten sehr schwer gefallen. "Es kann nur einen geben", sagte von Grünberg.
Einen neuen Finanzvorstand bestellte Conti nicht. Da Hippe ab September weitere operative Aufgaben übernehmen soll, sucht der Konzern seit dem Frühjahr einen neuen Finanzvorstand.
Der neue Vorstandschef Neumann setzt auf Kontinuität: "Wir machen so weiter wie bisher." Allerdings stehe für Continental mit dem neuen Großaktionär "eine neue Phase" bevor. Das fränkische Familienunternehmen will eine Beteiligung von bis zu 49,9 Prozent an Conti aufbauen, um sich in der mit andauerndem Kostendruck kämpfenden Autozuliefer-Branche zu behaupten. Die auf mechanische Komponenten wie Kugellager spezialisierte Gruppe verspricht sich viel von der Entwicklung gemeinsamer Komponenten und will von der Elektronik-Kompetenz von Conti profitieren. Mit komplexen Systemen für Motor, Getriebe und Fahrwerk lässt sich mehr Geld verdienen als mit kleinen Einzelteilen.
"Einer der besten, die Conti je gehabt hat"
Wennemer, der im September 61 Jahre alt wird, hatte Conti sieben Jahre lang vorgestanden. Sein Vorvorgänger von Grünberg würdigte Wennemer als erfolgreichen Manager, der Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und große Zukäufe gestemmt habe. "Die Zusammenarbeit mit Herrn Wennemer war stets eine ausgezeichnete, mit etwas Schatten jetzt ganz am Ende", sagte er. Während Wennemer noch gepoltert hatte, Schaeffler sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos", hatte von Grünberg sich früh für eine freundschaftliche Einigung eingesetzt. Um Fassung ringend, schloss Grünberg seine Ansprache "mit einem ganz großen Wort des Dankes an einen der Besten, die Conti je gehabt hat".
Sein Nachfolger Neumann kam 2004 von Volkswagen als Vorstand zu Continental. Bei Europas größtem Autobauer war der Niedersachse Chefentwickler für Elektronik gewesen. In Hannover verantwortete er zuletzt die Sparten Chassis & Safety (Fahrwerk und Bremsen) und Powertrain (Antriebstechnik). An diesen Bereichen ist Schaeffler besonders interessiert.
In dem fünf Wochen dauernden Abwehrkampf gegen Schaeffler war Neumann nicht in Erscheinung getreten. Sein Chef Wennemer hingegen hatte mit Hippes Hilfe eine Phalanx von Beraterbanken verpflichtet, auf einen "weißen Ritter" zu suchen und den Spielraum Schaefflers bei der Aufnahme von Krediten zu beschneiden.
Der in der Nacht zum Donnerstag getroffenen Vereinbarung zufolge darf Schaeffler in den nächsten vier Jahren bis zu 49,9 Prozent an Conti übernehmen - und wird den Dax-Konzern damit faktisch kontrollieren. Die Firma aus Herzogenaurach zahlt den Conti-Aktionären 75 Euro je Aktie. Den Arbeitnehmern sichert Schaeffler umfangreichen Bestandsschutz und einen Verzicht auf die Zerschlagung zu. Betriebsräte hatten argumentiert, ihnen sei ein Familienunternehmen als neuer Investor lieber als eine gesichtslose Beteiligungsgesellschaft.
Quelle: ntv.de