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Telekom-Umbau Obermann macht Druck

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Telekom droht Konzernchef Rene Obermann den Arbeitnehmern mit einer härteren Gangart. Die Gewerkschaft Verdi hatte im Streit um die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern das Angebot des Konzerns ausgeschlagen. Daher prüfe die Telekom nun einen Verkauf von Teilen der betroffenen Servicebereiche an Dritte, warnte Obermann auf seinem ersten Aktionärstreffen als Vorstandschef am Donnerstag in Köln. Unter Buhrufen und Pfiffen der Belegschaftsaktionäre verteidigte er vor rund 8500 Teilnehmern auf der Hauptversammlung seine Pläne, die die Zukunft der Telekom am Heimatmarkt sichern solle. Der Konzern kämpft mit Kundenschwund und Serviceproblemen.

Von Investoren erhielt Obermann Rückendeckung für die zum 1. Juli geplante Ausgliederung von 50.000 Mitarbeitern in neue Tochterfirmen, die dort länger arbeiten und auf Gehalt verzichten sollen. "Angesichts des steigenden Zeit- und Kostendrucks müssen wir zügig agieren", sagte Obermann. Verdi dagegen lehnt die Pläne ab und will am Freitag die Weichen für den ersten Streik seit der Telekom-Privatisierung stellen. Verschärft wurde der Streit am Vortag mit der Berufung von Thomas Sattelberger zum neuen Personalvorstand: Die Entscheidung für den ehemaligen Continental-Personalchef fiel gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Obermann in der Zange

Belegschaftsaktionäre machten Managementfehler für die Probleme der Telekom verantwortlich. Mangelhafte Computersysteme und wiederholte Umorganisationen machten es den Beschäftigten unmöglich, produktiv zu arbeiten, sagte Betriebsrätin und Aktionärsvertreterin Kornelia Dubbel. "Die Mitarbeiter haben keine Chance, die Service-Versprechen des Vorstands einzulösen", erklärte die Verdi-Vertreterin.

Investoren forderten Obermann hingegen auf, den eingeschlagenen Sparkurs fortzusetzen. "Mit der Ausgliederung und den angekündigten Kosteneinsparungen haben sie den Stier bei den Hörnern gepackt. Lassen sie ihn bitte nicht los", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Der Vorstand habe zu lange am Prinzip Hoffnung festgehalten, kritisierte Klaus Kaldemorgen, Geschäftsführer von Deutschlands größter Investmentfondsgesellschaft DWS. Nun müsse der Umbau durchgesetzt werden, dann habe die Aktie auch wieder Potenzial. Der Aktienkurs macht den Anteilseignern keine Freude: Er stagniert praktisch seit Jahren, während der Dax im gleichen Zeitraum stark zugelegt hat.

Verdi kritisierte, dass die Aktionäre eine unveränderte Dividende von 0,72 Euro erhalten, während die Mitarbeiter Einbußen hinnehmen sollen. Obermann rechtfertigte die Ausschüttung: Auch der Kapitalmarkt habe Forderungen an die Telekom, denen der Konzern gerecht werden müsse.

Vorstand verzichtet auf Gehalt

Trotz der verhärteten Fronten signalisierte der Konzernchef Gesprächsbereitschaft. "Wir wollen weiterhin eine Einigung erzielen, die wirtschaftlichen Service und sichere Arbeitsplätze miteinander verknüpft", sagte er. Auch der Vorstand wolle seinen Beitrag leisten und verzichte in diesem Jahr auf jeweils ein Monatsgrundgehalt, er selbst auf zwei, sagte Obermann.

Die Personalpläne sind Teil der Strategie, mit der Obermann die Kosten bis 2010 um mehr als vier Mrd. Euro senken will. Erst im Januar hatte die Telekom zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres ihre Gewinnprognose für 2007 gesenkt. Obermann bekräftigte nun aber das Ziel, im laufenden Jahr ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 19 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Dafür werde die Telekom hart arbeiten müssen, sagte Obermann.

Auslandsgeschäft soll wachsen

Angesichts des schwierigen deutschen Marktes soll Wachstum auch aus dem Ausland kommen. Vor allem im Mobilfunk will die Telekom dort expandieren, möglicherweise auch durch Zukäufe. Geld soll dafür auch aus dem Verkauf von Randbereichen kommen. Hier kommt die Telekom voran. Sie verkauft die restlichen Anteile an dem Immobilien-Verwalter Sireo, veräußerte Immobilien und will im ersten Halbjahr die französische Internettochter Club Internet verkaufen. Die Telekom erwarte einen Verkaufserlös im oberen dreistelligen Millionenbereich, sagte Obermann.

Quelle: ntv.de

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