Post ganz cool Postbank-Verkauf hat Zeit
18.07.2008, 21:59 UhrDie Deutsche Post AG will sich mit einem Verkauf der Tochter Postbank Zeit lassen. "Sollten wir im Vorstand zu dem Ergebnis kommen, dass der Zeitpunkt für einen Verkauf schlecht ist, stehen wir nicht unter Druck, zu verkaufen", sagte der Finanzvorstand des DAX-Konzerns, John Allan, im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung". "Das haben wir immer klar artikuliert."
Er könne zwar sagen, dass man noch mit einer kleineren Anzahl von Parteien verhandele, aber wann bzw. ob es überhaupt zu einem Verkauf kommt, sei noch nicht absehbar. "Natürlich haben wir mehr Interesse als jeder andere daran, dass dieser Prozess nicht länger dauert als nötig. Aber es braucht einfach Zeit."
Die beiden größeren US-Wettbewerber UPS und Fedex haben im laufenden Jahr bereits mit Gewinnwarnungen aufgrund der schwächelnden US-Konjunktur geschockt. Die Post-Planung sieht Allan dadurch allerdings noch nicht gefährdet, auch wenn er einräumt, dass das Wirtschaftswachstum in den USA "vielleicht noch etwas stärker gebremst wurde als zunächst angenommen".
Pragmatisch beim US-Geschäft
Für das defizitäre US-Expressgeschäft hat sich die Post vorgenommen, den Verlust bis 2011 um rund 1 Mrd. auf 300 Mio. USD zu reduzieren. Das Minus sei dann aber geringer als der Wert, den das Geschäft zum Konzernnetzwerk beitrage, so die pragmatische Rechnung. "Ist das gut? Nein, aber es ist weitaus besser als aktuell", sagte Allan.
Auch für die Zukunft sieht der Finanzvorstand in Nordamerika keine rosigen Zeiten. In wachsenden Märkten habe man als Nummer 3 meist noch Luft nach oben. "In den USA ist man so vielleicht in einer akzeptablen, aber sicher nicht in einer großartigen Position." Um den hohen Fixkosten im US-Luftfrachtgeschäft zu entkommen, arbeitet die Post seit geraumer Zeit an einem Vertrag mit dem Rivalen UPS, der die Kosten langfristig variabler gestalten soll. Auch hier will Allan nichts übereilen. Alle Details der komplexen Vereinbarung werden wie vorgesehen wohl Ende August geklärt sein.
Hoher Ölpreis kein Problem
Eine Einigung zwischen den beiden Wettbewerbern werde die Kosten dann aber signifikant senken, ist sich Allan sicher, der das Geschäft als Win-Win-Situation bezeichnet: "UPS wird wiederum ebenfalls profitieren, indem unser Transportvolumen ihre Auslastung anhebt."
Die stark gestiegenen Ölpreise seien für den Bonner Logistikkonzern noch kein großes Problem, sagte Allan, da die Post ziemlich erfolgreich darin sei, "das Gros des Treibstoffkostenanstiegs an die Kunden weiterzugeben". Die große Frage laute aber: "Wenn die Ölpreise weiter steigen, wird dies das Kundenverhalten ändern?" Bisher deute darauf noch wenig hin. Es gebe nur ein paar Kunden, die von Luft- auf Seefracht umgestellt haben. Durch die globale Aufstellung des Logistikgeschäfts der Post sieht sich Allan für alle Veränderungen gut gerüstet.
Quelle: ntv.de