Leere Briefkästen Streik bei der Post
01.04.2008, 06:53 UhrViele Postkunden müssen sich heute auf Verzögerungen bei der Zustellung oder leere Briefkästen einstellen. Im Zuge bundesweiter Aktionen werden in zahlreichen Städten Brief- und Paketzusteller ihre Arbeit vorübergehend niederlegen. Damit macht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post ernst. Bisher sind die Verhandlungen zu Beschäftigungssicherung, Arbeitszeit und Löhnen ohne Ergebnis und Annäherung geblieben. Verdi wirft den Arbeitgebern vor, sie spielten auf Zeit und verweigerten den Beschäftigten Planungs- und Zukunftssicherheit. Die Deutschen Post hat auf die Ankündigung der Warnstreiks mit Unverständnis reagiert. Eine Lösung sei am Verhandlungstisch möglich.
In Nordrhein-Westfalen werden Gewerkschaftsangaben zufolge von den Warnstreiks die Städte Köln, Bonn und Essen betroffen sein. Dort sollen sich 550 Zusteller beteiligen. Verdi geht davon aus, dass sich die Warnstreiks in den drei Städten auf die Zustellung von rund 500.000 Brief- und 15.000 Paketsendungen auswirken werden. Auch in Hannover und Bremen wollen beispielsweise rund 500 Brief- und Paketzusteller vorübergehend die Arbeit niederlegen. Über eine halbe Million Briefe und rund 26.000 Pakete würden ihren Empfänger nicht erreichen, schätzt Verdi. In Baden-Württemberg ist der Großraum Stuttgart und in Hessen Frankfurt und Umgebung betroffen.
Post-Sprecher Uwe Bensien sagte, es gebe für einen Streik überhaupt keinen Grund. Die Gespräche dauerten an. Auf Ausfälle oder Verzögerungen werde die Post sofort reagieren. "Wir werden alles dafür tun, um Beeinträchtigungen bei den Kunden so gering wie möglich zu halten." Die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis rechtfertigte die Warnstreiks: "Ohne Druck bewegt sich offenbar am Verhandlungstisch nichts." Jürgen Wolf, der bei Verdi für die Postdienste in Niedersachsen und Bremen zuständig ist, sagte: "Bis zur dritten Verhandlungsrunde am 9. April werden die Beschäftigten der Post deutlich machen, dass sie nicht taten- und wehrlos sind."
Der Tarifvertrag zum Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen für die bundesweit 130.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post lief Ende März aus. Gleiches gilt für die zeitlich befristete Regelung in der sogenannten Postarbeitszeitverordnung, wonach für die 55.000 Beamten die 38,5-Stundenwoche gilt. Ohne Anschlussregelung drohe den Beamten ab 1. April automatisch die 41-Stundenwoche und den Tarifbeschäftigten erstmals in der Geschichte betriebsbedingte Kündigungen, erklärte Verdi. Die Gewerkschaft fordert unter anderem den Ausschluss der betriebsbedingten Kündigungen bis zum 30. Juni 2011.
Die Post bot an, die Vereinbarungen zum Beschäftigungspakt bis Ende Juni zu verlängern und auch die für Beamte ab heute geltende längere Arbeitszeit von 41 Stunden "bis auf weiteres" nicht abzufordern. Verdi lehnte dies ab.
Quelle: ntv.de