Meldungen

Milliarden für Eon Stromnetz heiß begehrt

Sollte Deutschlands größter Versorger Eon seine Hochspannungsnetze tatsächlich verkaufen, dürften vor allem Finanzinvestoren den Finger heben. Die Aussicht auf stabile Erträge ohne größeres Risiko mache eine solche Investition gerade angesichts der Finanzkrise äußerst attraktiv, hieß es am Freitag in Branchenkreisen. Am wahrscheinlichsten sei ein gemeinsames Gebot mehrer Investoren, um einen derartigen Milliardendeal ohne Finanzierungsprobleme stemmen zu können. Dass Staatsfonds zum Zuge kommen, gilt wegen des zu erwartenden politischen Widerstands als ausgeschlossen.

Als potenzielle Käufer für die Stromnetze kommen wohl nur Infrastruktur-Investoren mit Erfahrungen in der Versorger-Branche in Frage. "Wer nicht garantieren kann, dass es keine Stromausfälle gibt, wird keine Chance haben", sagt Branchenexperte Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck. Auch ein Regierungssprecher versicherte am Freitag, ein Verkauf werde keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit haben.

Als Interessenten genannt werden in Finanzkreisen unter anderem die britischen Beteiligungsfirmen 3i und Terra Firma sowie die Deutsche-Bank-Tochter Rreef und das australische Institut Macquarie. Das grundsätzliche Interesse dieser Infrastruktur-Spezialisten sei da, hieß es. Sprecher aller Häuser lehnten eine Stellungnahme ab. Neben Finanzinvestoren kommen auch europäische Netzbetreiber als Interessenten in Frage, die in Deutschland Fuß fassen wollen.

Eon hatte der EU-Kommission mitten im Streit zwischen Bund und EU über eine Zwangsabtrennung der Energienetze angeboten, seine Strom-Fernleitungen zu verkaufen. Der Käufer dürfe aber nicht selbst Stromerzeuger oder -versorger sein. Zusätzlich erklärte sich das Management bereit, deutsche Kraftwerks-Kapazitäten von 4800 Megawatt an Konkurrenten zu veräußern. Branchenexperte Stephan Wulf von der Privatbank Sal. Oppenheim schätzt den Wert des Gesamtpakets auf 5,5 Mrd. Euro, wovon die Netze allein rund 1,8 Mrd. Euro erbringen dürften.

"Der voraussichtliche Preis für die Netze ist ein ganz schöner Brummer", hieß es im Umfeld eines möglichen Interessenten. Das sei vermutlich für einen einzelnen Fonds zu groß. Hinzu kämen Folgeinvestitionen in die Netze. "Damit sich ein solch teures Investment rentiert, muss man es mindestens zehn bis 15 Jahre halten." Kurzfristig orientierte Investoren seien daher fehl am Platz. Branchenexperte Kitz von Merck Finck beziffert die notwendigen Netz-Investionen für die kommenden Jahre auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

Das Interesse von Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen an europäischen Infrastruktur-Projekten ist in den vergangenen Jahren wegen der Aussicht auf stetige Mittelzuflüsse kontinuierlich gestiegen. Gerade im aktuellen Marktumfeld haben weniger riskante Engagements an Beliebtheit gewonnen. Allerdings liegt die Rendite von Infrastruktur-Investitionen bei weniger als zehn Prozent und damit deutlich unter der im traditionellen Private-Equity-Geschäft mit Übernahmen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen