Freie Bahn für Urabstimmung Telekom droht Streik
04.05.2007, 06:40 UhrDie Gewerkschaft Verdi hat den Weg für einen Streik bei der Deutschen Telekom geebnet. Die Große Tarifkommission gab einstimmig grünes Licht für die Urabstimmung, die einem Streik vorangehen muss. Von Montag an können die von der Auslagerung betroffenen Telekom-Mitarbeiter drei Tage lang ihr Votum abgeben, wie Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte. Am Donnerstag soll das Ergebnis bekannt gegeben werden. Schröder zeigte sich zuversichtlich, dass die erforderliche Zustimmung von 75 Prozent zu dem Ausstand erreicht werde: "Die Zeichen bei der Deutschen Telekom stehen auf Sturm."
Ein Streik könne nach der Abstimmung sehr schnell beginnen, ergänzte Schröder. "Es geht eher um Tage als um Wochen." Über die Länge eines Ausstands -er wäre der erste in der Geschichte des privatisierten früheren Staatskonzerns -wollte er sich nicht äußern. "Wir würden eine Auseinandersetzung reichlich durchhalten. Wir haben was im Kreuz", sagte Schröder.
Eine Telekom-Sprecherin sagte: "Wir bedauern, dass Verdi diesen Weg geht. Wir sind weiter an einer gemeinsamen Lösung interessiert. Ein Streik hilft niemandem." Die Telekom wolle rechtliche Schritte prüfen, falls es zu einem Streik komme, und denke über Schadensersatzforderungen nach, sagte die Sprecherin.
Im Konflikt um die Ausgliederung von 50.000 Mitarbeitern aus der Festnetzsparte T-Com in konzerneigene Gesellschaften hatte die Verdi-Verhandlungskommission ein nachgebessertes Angebot der Telekom abgelehnt. Die Gewerkschaft hält die Auslagerung für ungeeignet, die Serviceprobleme der Telekom zu lösen und damit den Kundenschwund zu stoppen. Sie fordert einen umfassenden tariflichen Schutz für die betroffenen Mitarbeiter.
Die Telekom war Verdi in einigen strittigen Fragen entgegengekommen. So hatte der Konzern die geforderte Senkung der Löhne auf neun von zwölf Prozent reduziert und die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden begrenzt. Im Gegenzug hatte die Telekom vorgeschlagen, den Verzicht auf Kündigungen um ein weiteres Jahr bis Ende 2011 zu verlängern, auf einen Verkauf der neu zu gründenden Gesellschaften bis Ende 2010 zu verzichten und mehr Mitarbeiter Menschen einzustellen.
"Zeit zur Besinnung"
"Wir begreifen das Papier eher als eine Zumutung als ein akzeptables Angebot", sagte Schröder. "Die Telekom-Beschäftigten sind wütend. Sie sollen offensichtlich die Zeche zahlen für Fehler der Vergangenheit." Er forderte weitere Änderungen an dem Angebot des Managements. "Dazu braucht es Zeit zur Besinnung und Druck durch einen Arbeitskampf", sagte Schröder.
Der Konzern sieht den Ball dagegen bei Verdi. Telekom-Chef Rene Obermann hatte am Donnerstag weitere Gesprächsbereitschaft signalisiert, gleichzeitig jedoch gedroht, die Telekom müsse nun einen Verkauf von Teilen der Servicebereiche an Dritte prüfen. Die neuen Service-Gesellschaften will das Unternehmen zum 1. Juli auch ohne eine Einigung mit Verdi installieren.
Die Telekom will mit der Auslagerung nach eigenen Angaben den Service verbessern und die Kosten senken, die höher sind als bei der Konkurrenz. Bis 2010 sollen damit jährlich bis zu 900 Mio. Euro eingespart werden. Das Management sieht in der Auslagerung den einzigen Weg, die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Betroffen vom Umbau ist die Festnetzsparte, die Ende 2006 in Deutschland rund 82.000 Beschäftigte hatte, wovon annähernd die Hälfte Beamte sind. Um Stellen zu erhalten, hatten die Mitarbeiter Mitte 2004 in eine 34-Stunden-Woche bei Gehaltsverzicht eingewilligt. Die Beamten will Schröder zu einer Solidaritätsabstimmung aufrufen.
Quelle: ntv.de