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Trennung von Hapag-Lloyd Tui gewährt Milliardenkredit

Der Touristikkonzern Tui hat den Teilverkauf seiner Reederei Hapag-Lloyd mit weiteren Zugeständnissen abgeschlossen. Der hannoversche Konzern gewährt der Käufergruppe um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne angesichts der Krise der Containerschifffahrt einen Kredit von 1,1 Mrd. Euro und damit zehn Prozent mehr als zuletzt in Aussicht gestellt. Vor kurzem hatte Tui bereits erklärt, einen größeren Anteil an der Reederei zu behalten als anfangs geplant. Unter anderem deshalb fließen Tui mit dem Verkauf lediglich 1,6 Milliarden Euro zu, 400 Millionen weniger als ursprünglich erwartet.

Kühne will der weltweit fünftgrößten Reederei nun eine Rosskur verpassen. "Zunächst muss Hapag-Lloyd kräftig abspecken. Und dabei darf es keine Tabus geben", sagte er der "Welt". Personalabbau sei ebenso denkbar wie eine Verringerung der Schiffsflotte. Zudem müsse nach Möglichkeiten für Zusammenschlüsse und Allianzen Ausschau gehalten werden. Tui hat die Option, einen 33,3-prozentigen Anteil im Jahr 2012 an das Hamburger Käuferkonsortium um Kühne zu verkaufen. Die restlichen zehn Prozent müssen die Hamburger spätestens 2014 abnehmen.

Börse atmet auf

Börsianer zeigten sich erleichtert über den Abschluss der Transaktion. Tui-Aktien legten deutlich zu und zählten damit zu den größten Gewinnern im Nebenwerteindex MDax. "Die Konditionen des Deals sind zwar etwas schlechter, positiv wird aber gesehen, dass er überhaupt abgeschlossen wurde", sagte ein Analyst.

Tui übernimmt mit 43,3 Prozent der Anteile an der neuen Hapag-Muttergesellschaft "Albert Ballin". Bei Hapag soll das Hamburger Konsortium künftig sechs und Tui vier Aufsichtsratsmitglieder stellen, wobei Tui-Chef Michael Frenzel Vorsitzender bleibt. "Die gegenseitigen Abhängigkeiten werden stark sein. Man muss nun abwarten, wie sich die diese Ehe auf Zeit bewähren wird", sagte Kühne der "Welt". Er übernimmt - anders als ursprünglich vorgesehen - keine Sperrminorität an Albert Ballin, sondern nur rund 15 Prozent.

Ein Teil des von Tui bereit gestellten Geldes soll die Lücke schließen, die abspringende Hapag-Geldgeber verursachen. Ein Bankenkonsortium hatte der Reederei einen 750-Mio-Dollar-Kredit für den Kauf von 29 Schiffen des Mutterkonzerns Tui gewährt. Die im Zuge der Finanzkrise verstaatlichte Royal Bank of Scotland, die etwa 100 Mio. davon gezeichnet hatte, hat sich Kreisen zufolge nun aber zurückgezogen.

Schifffahrt in der Krise

Den Preis, dem ein Unternehmenswert von 4,45 Mrd. Euro zugrunde liegt, bezeichnete Kühne in dem Zeitungsinterview als überhöht. Weil Tui einen wesentlichen Vertragspunkt nicht erfüllt habe, habe eigentlich die Möglichkeit bestanden, "den aus heutiger Sicht viel zu hohen Kaufpreis kräftig zu ermäßigen", sagte er. Darauf hätten sich die anderen Beteiligten des Konsortiums aber nicht einlassen wollen. "Es gab keinen Vertragspunkt, den Tui nicht erfüllen konnte", sagte ein Tui-Sprecher.

Die Krise der Containerschifffahrt trifft viele Firmen mit voller Wucht. Der Bremer Hafen-Dienstleister GHB kündigte am Montag die Streichung von 1400 Stellen bis zum Jahresende an. Der Terminalbetreiber Eurogate verhandelt bereits über Kurzarbeit an einem Standort. Der Hamburger Konkurrent HHLA plant ähnliche Schritte zwar nicht, hatte allerdings vor einer deutlichen Abschwächung seiner Geschäfte gewarnt. Der Chef der weltgrößten Reederei Maersk Line, Eivind Kolding, hatte erklärt, alle Container- Schifffahrtsunternehmen stünden wohl vor einem verlustreichen Jahr. Angesichts der Überkapazitäten im Markt werde es länger als in anderen Sektoren dauern, bis sich die Lage bessert.

Quelle: ntv.de

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