Meldungen

Mittelstand im Fokus WestLB flirtet mit Helaba

Die Eigentümer der WestLB haben sich nach langem Streit für eine Fusion mit der Landesbank Hessen-Thüringen ausgesprochen und damit der Landesbank Baden-Württemberg einen Korb gegeben. Damit setzte sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gegen die NRW-Sparkassenverbände durch, die auf eine Fusion mit der Stuttgarter Bank gepocht hatten. Die Frankfurter Helaba zeigte sich gesprächsbereit. In der bundesweiten Sparkassenorganisation wird das Vorhaben indes mit Skepsis betrachtet.

Die drittgrößte deutsche Landesbank soll nach dem Willen ihrer Eigner - dem Land Nordrhein-Westfalen und der NRW-Sparkassenverbände - zudem mit dem Mittelstandsgeschäft der wegen der US-Hypothekenkrise in eine Schieflage geratenen IKB gestärkt und grundlegend reformiert werden. Die IKB soll 2008 verkauft werden. Auch gegenüber Finanzinvestoren sind die WestLB-Eigentümer nun aufgeschlossen. "Die Anteilseigner sind nach intensiven und sehr konstruktiven Gesprächen zur der Überzeugung gelangt, dass neben Maßnahmen zur Stärkung der WestLB eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells erforderlich ist", betonten die Verbände und das Land nach einer Eigentümerversammlung. Die NRW-Sparkassen als Mehrheitseigner hatten sich ebenso wie Sparkassenpräsident Heinrich Haasis für eine Fusion mit der LBBW stark gemacht.

"Ich freue mich, dass es jetzt ein gemeinsames Verständnis der Eigentümer über die Zukunft der WestLB gibt", sagte WestLB-Chef Alexander Stuhlmann. "Zusammen mit der Helaba leisten wir einen Beitrag zur Konsolidierung", kündigte Rüttgers an, der sich persönlich in die Gespräche der Eigner eingeschaltet hatte. NRW-FDP-Fraktionschef Gerhard Papke wertete die Übereinkunft als "Riesenschritt" auf dem Weg zu Zusammenschlüssen von Landesbanken und eine mögliche Beteiligung von Finanzinvestoren als "Durchbruch". In Kreisen der Sparkassenorganisation hieß es dagegen, Rüttgers habe die Sparkassen mit dem Helaba-Vorstoß "überrumpelt". Der Vorteil einer solchen Fusion sei nicht erkennbar. Die beiden NRW- Sparkassenverbände müssen der Einigung noch zustimmen. Sie wollen Kreisen zufolge bei einer gemeinsamen Sitzung mit Finanzminister Helmut Linssen (CDU) am 20. Dezember beraten.

Die mehrheitlich im Besitz der Sparkassen befindliche Helaba erklärte, sie werde das Gesprächsangebot zur WestLB annehmen. Zunächst müssten aber belastbare Zahlen für 2007 sowie Klarheit über das künftige Geschäftsmodell der WestLB vorliegen, die in diesem Jahr einen Verlust im "niedrigen dreistelligen Millionenbereich" erwartet. Eine Kapitalspritze brauche die WestLB aber nicht, hieß es im Sparkassenlager. "Ingesamt sehen wir in den bevorstehenden Gesprächen die Chance, für den öffentlich-rechtlichen Bankensektor zukunftsfähige Strukturen zu schaffen", teilte die Heleba mit.

Um Zukäufe wie möglicherweise die IKB zu stemmen, seien die WestLB-Eigentümer bereit, Finanzinvestoren mit ins Boot zu nehmen, hieß es weiter. In Finanzkreisen hatte es geheißen, der US-Investor J.C. Flowers habe seine Fühler nach der WestLB ausgestreckt. J.C. Flowers ist im Lager der öffentlichen Banken kein Unbekannter - er ist bereits bei der HSH Nordbank eingestiegen. Eine Beteiligung privaten Kapitals an der neu ausgerichteten WestLB könnte eine Öffnung der Grenzen zwischen den Säulen des deutschen Bankensystems bringen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen