EU-Auflagen zu erfüllen WestLB verscherbelt Tafelsilber
10.08.2008, 13:47 UhrDie durch Fehlspekulationen und die Finanzkrise in Not geratene WestLB will sich unter dem Druck der EU von Milliardenwerten trennen. Die Bank plane eine "Abwicklungseinheit" für Wertpapiere und Beteiligungen im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro, sagte Vorstandschef Heinz Hilgert der "Welt am Sonntag". Diese Aktiva habe die Bank "eher opportunistisch" und ohne Kundenbezug zusammengekauft, kritisierte der im Mai neu angetretene Bankchef. Die EU-Kommission hat über eine Milliardenbürgschaft der öffentlichen Eigentümer der Bank zu entscheiden. Es wird erwartet, dass sie im Gegenzug für eine Genehmigung der Beihilfe einen Umbau der Bank und eine neue Eigentümerstruktur fordert.
"Diese Werte werden wir in eine eigene Einheit ausgliedern und verkaufen", sagte Hilgert der Zeitung. Es gehe um werthaltige Aktiva, die zum Buchpreis verkauft werden könnten und "sicher mehr als 20 Milliarden Euro" wert seien. "Die werden wir aber nicht sofort, sondern innerhalb von drei bis fünf Jahren systematisch abarbeiten." Damit werde keine wesentliche Ertragsbelastung verbunden sein. Außerdem will Hilgert das Geschäft mit Projektfinanzierungen und strukturierten Finanzierungen deutlich ausdünnen.
Auflagen überraschten
Der Bankchef räumte ein, dass ihn die Forderungen der EU überrascht hätten: "In der Form, die sich abzeichnet, haben die Eigentümer und die Bank die Auflagen nicht erwartet." Es wird erwartet, dass die Kommission auf eine Verkleinerung der Bank mit massivem Personalabbau sowie einen Verkauf oder eine Fusion dringt. Die "Börsen-Zeitung" berichtete, die Kommission wolle auch erreichen, dass die WestLB selbst Träger von Sparkassen werden dürfe.
Die drittgrößte Landesbank hatte sich in der Finanzkrise massiv verspekuliert. 2007 fiel ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro an. Anfang des Jahres mussten das Land NRW und seine Sparkassen als Eigentümer die Bank mit einem fünf Milliarden Euro schweren Rettungspaket stützen.
Quelle: ntv.de