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Urabstimmung der Lokführer Zeichen stehen auf Streik

Mitten in der Hauptferienzeit wollen die Lokführer die Deutsche Bahn lahm legen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kündigte unmittelbar nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen in Berlin eine Urabstimmung ihrer Mitglieder über einen unbefristeten Streik an. Auf Reisende und Pendler kommen damit erneut lange Wartezeiten an Bahnhöfen zu, schlimmstenfalls werden ihre Verbindungen ganz entfallen. "Am Montag werden wir die Urabstimmung einleiten", kündigte GDL-Chef Manfred Schell an. Anfang August könnte der Arbeitskampf beginnen.

"Jeder hat 125.000 mal das seine gesagt", sagte Schell. Näher seien sich die beiden Seiten dabei nicht gekommen. Zu dem von der Bahn vorgelegten Angebot sagte der Gewerkschaftschef: "Das ist Schnee von vorgestern." Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hatte vorgeschlagen, die tariflichen Einstufungen des Fahrpersonals von externen Gutachtern überprüfen zu lassen. Das hätte dazu führen können, dass viele Lokführer in höhere Tarifgruppen gerutscht wären und mehr Geld bekommen hätten. Ansonsten blieb die Bahn in punkto Bezahlung hart. Der Konzern bietet den 20.000 Lokomotivführern und Zugbegleitern - wie den anderen 140.000 Bahn-Beschäftigten - 4,5 Prozent mehr Lohn ab 2008 und eine Einmalzahlung von 600 Euro in diesem Jahr.

Die Lokführergewerkschaft fordert einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal - was die Bahn strikt ablehnt. "Eine Spaltung der Belegschaft können wir nicht akzeptieren", sagte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale. Die GDL will zudem Lohnerhöhungen von knapp einem Drittel durchsetzen. Anfangs habe die Forderung nur bei gut 20 Prozent gelegen, sagte Schell. "Aber jetzt haben wir die von der Bahn in den Medien verbreitete Zahl von 31 Prozent übernommen." Das Durchschnittsgehalt einschließlich Zulagen beziffert die GDL auf 1700 Euro, die Bahn auf 2100 Euro.

Großflächiger Streik ab zweiter Augustwoche

"Das Ergebnis der Urabstimmung werden wir am 3. oder 6. August haben", sagte Schell. Danach könnte ein großflächiger Streik beginnen. Um die Unannehmlichkeiten für Bahnreisende so gering wie möglich zu halten, will die Gewerkschaft 24 Stunden im Voraus über geplante Aktivitäten informieren. "Wir wollen nicht in einen Arbeitskampf ziehen, um die Bahnkundschaft in Mitleidenschaft zu ziehen", sagte Schell. "Aber der Vorstand ist auf unsere Kernforderung bislang nicht eingegangen." Daher habe das Fahrpersonal keine andere Wahl als die Arbeit nieder zu legen.

Der verhärteten Fronten zum Trotz sagte Suckale: "Wir wollen jederzeit an den Verhandlungstisch zurückkehren. Allerdings wollen wir dann mit allen drei Gewerkschaften sprechen." Die GDL hingegen beharrt darauf, in einem eigenen Tarifvertrag den Nachholbedarf für ihre Berufsgruppe zu befriedigen. Auf Schützenhilfe von den beiden anderen Eisenbahner-Gewerkschaften, Transnet und GDBA, kann die GDL dabei nicht hoffen. Transnet-Chef Norbert Hansen ermutigte Mehdorn, den Lokomotivführern keine Zugeständnisse zu machen, da dies für Ungleichheiten innerhalb der Belegschaft sorgen würde.

Die Bahn will nun versuchen, den drohenden Streik mit juristischen Schritten abzuwenden, wie ein Sprecher erklärte. Schon bei den Warnstreiks im Vorfeld der Verhandlungen hatte der Konzern die Gerichte angerufen. Das Arbeitsgericht Mainz hatte den Weg für Warnstreiks allerdings schließlich frei gemacht.

Eine Einigung mit der Gewerkschaft scheiterte aus Sicht der Bahn vor allem am fehlenden Willen der GDL. Die Stimmung sei so aufgeheizt gewesen, dass die Gewerkschaft keinen echten Kompromiss mehr gesucht hätte.

Quelle: ntv.de

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