Manche werden resistent Bäume in Tschernobyl mutieren
19.04.2011, 14:22 Uhr
Die Kiefern in der Nähe von Tschernobyl mutieren.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Viele Bäume, die in der Nähe von Tschernobyl hoher Radioaktivität ausgesetzt waren, weisen Mutationen auf. Sie wachsen langsamer und ihre Nadeln sind verfärbt. Die Forscher finden überraschenderweise jedoch auch einige Bäume, die sich resistent der Strahlung gegenüber zeigen.
Die extrem hohe Radioaktivität nahe des ukrainischen Unglücksreaktors Tschernobyl lässt Bäume langsamer wachsen und mutieren - setzt mitunter aber auch pflanzeneigene Strahlenschutzmechanismen in Gang. Zu diesem Ergebnis kommen Forstgenetiker der Göttinger Universität in einer veröffentlchten Studie. Die Forscher hatten gemeinsam mit ukrainischen Kollegen Kiefern untersucht, die nur wenige hundert Meter neben dem 1986 explodierten Atomkraftwerk in der hochverstrahlten Sperrzone wachsen.
Ersten Forschungsergebnissen zufolge weisen diese im Vergleich zu Bäumen aus unbelasteten Gebieten "erhöhte Mutationsraten" auf. Auch Wachstum und Aussehen verändern sich krankhaft. "Wie die Wissenschaftler herausfanden, wachsen die Kiefern um Tschernobyl langsamer und zeigen vielfältigte Abweichungen vom normalen Wuchs eines Nadelbaums wie beispielsweise Nadelverfärbungen oder geänderte Verzweigungsmuster", teilten die Forscher mit.
Einige Kiefern werden resistent

Der Kulturpalast im geisterhaft leeren Stadtzentrum der gesperrten ukrainischen Stadt Pripjat im Sperrgebiet nahe dem Unglücksreaktor von Tschernobyl in diesen Tagen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Experten fanden in den Wäldern an der Atomruine aber auch Belege für neuartige "Ausleseprozesse". So waren einige Kiefern weitaus besser als andere in der Lage, die hohe Strahlung zu verkraften. Während einige Bäume den Angaben zufolge nur sehr wenige Krankheitssymptome zeigen, sterben andere einfach ab.
Zur Erklärung verweisen die Forscher auf genetische Prozesse im Inneren der Pflanzenzellen, die mit der Anpassung an Umweltstress und erhöhte Strahlung in Verbindung gebracht werden. Bis zu einem gewissen Grad könne sich offenbar auch die Erbsubstanz im Zellkern (DNS) selbst vor Radioaktivität schützen. Der Pegel dieser "Aktivität" sei von Pflanze zu Pflanze aber unterschiedlich. Das Fazit der Göttinger Genetiker: "Je nach ihrer genetischen Konstitution sind die Bäume unterschiedlich gut an erhöhte Strahlung angepasst." Dies könne langfristig zur Herausbildung eines besser an die Strahlung angepassten Bestands führen.
Quelle: ntv.de, AFP