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"Risiko sogar vergrößert"Chile droht erneut Erdbeben

31.01.2011, 15:15 Uhr

Italienische Forscher untersuchen den Verlauf des verheerenden Erdbebens in Chile im Februar des vergangenen Jahres. Dabei gewinnen sie erschütternde Erkenntnisse. Entgegen der gängigen Annahme, nach einem Erdbeben seien tektonische Spannungen entladen, könnte die Gefahr eines weiteren starken Bebens sogar zugenommen haben.

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Im Februar 2010 erschütterte ein Beben der Stärke 8,8 das südamerikanische Land Chile. (Foto: picture alliance / dpa)

Chile droht nach dem verheerenden Erdbeben vom Februar vergangenen Jahres möglicherweise schon in naher Zukunft ein weiteres extrem starkes Beben. Zu diesem Schluss sind italienische Wissenschaftler gekommen, die ihre Studien nun in der britischen Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlicht haben.

Das Erdbeben vom 27. Februar vergangenen Jahres im Pazifik vor der Region Maule kostete mindestens 350 Menschen das Leben, richtete Milliardenschäden an Gebäuden und Infrastruktur an und löste einen Tsunami aus, der weite Küstenstriche sowie die Juan Fernández-Inseln gut 600 Kilometer vor der Küste Südamerikas verwüstete.

Spannungen nur teilweise entladen

Entgegen der gängigen Vorstellung, dass nach einem starken Erdbeben die tektonischen Spannungen und damit die Gefahren weiterer Beben zunächst geringer sind, könne das Beben vom vergangenen Jahr das Risiko eines neuen Bebens sogar noch vergrößert haben, schreiben die Wissenschaftler unter Leitung von Stefano Lorito.

Grund seien überraschende Erkenntnisse über den Verlauf des Bebens von 2010. Dabei hätten sich die Spannungen im Untergrund, die sich seit dem großen Beben von 1835 aufgebaut hatten, nur teilweise entladen.

Durch unerwartete tektonische Verschiebungen jeweils im Norden und im Süden der tektonischen Platte, die seit 1835 weitgehend ungebrochen war, hätten sich die Spannungen innerhalb dieser Platte sogar noch vergrößert. Dadurch könne die Gefahr eines weiteren Bebens sogar noch zugenommen haben.

Quelle: dpa