GiftattackeEinzeller erlegen Algen
Die sogenannten Dinoflagellaten machen ihre Beute erst langsam und dann bewegungslos, bevor sie sie verschlingen. Ihre Waffe: Gift.
Eine Gruppe von Mikroorganismen geht mit der chemischen Keule auf Beutefang im Meer. Die sogenannten Dinoflagellaten (Karlodinium veneficum) sondern ein Gift ab, um ebenfalls einzellige Algen (Storeatula major) lahmzulegen und sich diese dann einzuverleiben. Dabei kommt es mitunter auch zu Fischsterben, die vielfach als Folge großer Algenblüten angesehen werden. Das berichtet eine Gruppe um Jian Sheng von der University of Minnesota in Minneapolis. Ihre Studie ist in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften nachzulesen.
Über schädliche Massenvermehrungen von Einzellern entlang der Küstenregionen wird immer wieder berichtet. Dann färbt die gigantische Zahl der winzigen Organismen ("Blüte") das Meer, und vielfach sterben Fische und andere Meerestiere. Shengs Team nutzte für seine Arbeit ein spezielles Mikroskop, das den Weg der wuselnden Einzeller in einem kleinen Behälter sichtbar machen kann. Darin ließen die US-Wissenschaftler die winzigen Algen in verschiedenen Kombinationen in der Apparatur schwimmen: mal allein, mal zusammen mit den räuberischen Dinoflagellaten, und mal nur unter Zugabe von deren Gift.
Überwältigte Beute
Bei der computergesteuerten Auswertung der Wege zeigte sich, dass sich die Gift produzierenden K. veneficum an die Algen anlagerten, die daraufhin immer langsamer schwammen. Auch das Karlotoxin genannte Gift allein ließ die Algen zunächst langsamer und schließlich ganz bewegungslos werden. Geringe Konzentrationen von Karlotoxin wirkten schwächer als hohe – ein Hinweis darauf, dass es tatsächlich das Gift ist, das wirkt. "Es ist eindeutig: Die giftigen Dinoflagellaten nutzen ihre Karlotoxine, um die Beute zu überwältigen, bevor sie sie verschlingt."