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"Ersatzteile" aus der Haut Forscher programmieren Blutzelle

Kann Blut bald direkt aus der Haut eines Menschen gewonnen werden?

Kann Blut bald direkt aus der Haut eines Menschen gewonnen werden?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die menschliche Haut als Retter in der Not? Ein Forscherteam hat in Kanada eine Methode entwickelt, Hautzellen in Blutzellen umzuwandeln und dabei auf die Stammzelle als Zwischenstation zu verzichten.

Menschliche Hautzellen lassen sich ohne den Umweg über eine Stammzelle zu Blutzellen programmieren. Das zeigen die Ergebnisse einer Gruppe um Eva Szabo von der McMaster-Universität in Hamilton (Kanada). Andere Teams hatten zuvor ähnliche Resultate erzielt, allerdings bei Versuchstieren. In diesen Experimenten wurden Hautzellen (Fibroblasten) etwa zu Nerven- und Herzzellen umgestaltet. Die neuen Ergebnisse sind im Journal "Nature" veröffentlicht.

Auch die neue Arbeit ist inspiriert vom Wunsch, eines Tages neue Zellen oder neues Gewebe für die Behandlung von Krankheiten zu schaffen. Im Idealfall würden einem Patienten einige leicht zugängliche Zellen aus der Haut entnommen. Mit genetischen Tricks würden sie dann zum gewünschten Zielgewebe umgestaltet. Solche maßgeschneiderten Ersatzteile würden vom Körper nicht abgestoßen, weil es darin nichts für ihn Fremdes gibt.

Viele Gruppen arbeiten derzeit mit neuartigen Stammzellen an dieser Aufgabe. Denn die Hautzellen lassen sich durch das Einschleusen einiger Signalproteine dazu bringen, sich in Stammzellen zurückzuwandeln – in sogenannte iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stamm-Zellen). Auch diese sollen in neues Gewebe differenziert werden. Szabo und ihre Kollegen umgingen nun den Umweg über den iPS- Zustand, sie nahmen eine "Abkürzung".

Klinische Anwendung muss warten

Auch in den neuen Experimenten spielt das Signalmolekül Oct4 eine Rolle, das im Labor am Werden der iPS-Zellen beteiligt ist. Hinzu kamen Cytokine, kleine Proteine, die für Wachstum und Differenzierung ihrer Zielzellen sorgen. In den Kulturschalen des Teams fanden sich nach vielen Versuchen Fresszellen (Makrophagen und Granulozyten) sowie rote Blutkörperchen und deren Vorläufer (Megakaryozyten).

Damit sei gezeigt, das Hautzellen auch zum sogenannten multipotenten Zustand zurückkehren können, schreibt Szabo. Aus ihm gehen noch einige, aber nicht mehr alle der rund 200 Zelltypen des Menschen hervor. Für eine klinische Anwendung müsste unter anderem geklärt werden, ob die neuen Zellen endgültig auf ihren Zweck festgelegt sind, damit sie nicht plötzlich im Blut zu anderen Zelltypen werden. Mit einer schnellen Anwendung in der Klinik ist nicht zu rechnen.

Quelle: ntv.de, dpa

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