Erleichterung für BetroffeneGedanken steuern Armprothese
Bei einer erstmalig in Deutschland vorgestellten, gedankengesteuerten Armprothese werden die Steuerungsimpulse direkt über die Nerven umgesetzt.
Eine gedankengesteuerte Armprothese ist zum ersten Mal in Deutschland vorgestellt worden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Modellen, bei denen Patienten über Muskelübungen die Steuerung der Prothesen erlernen müssen, werden bei dem Prototypen Steuerungsimpulse direkt über die Nerven umgesetzt, wie Projektleiter Hubert Egger von Otto Bock Health Care auf der Orthopädie-Messe Leipzig erläuterte. Dabei werden die Nerven verwendet, die auch vor Verlust des Armes für die Bewegungen zuständig waren.
Der Österreicher Christian Kandelbauer demonstrierte bei der Eröffnungspressekonferenz der Weltleitmesse Orthopädie + Rehatechnik die Möglichkeiten der Neuheit. So verfügt die gedankengesteuerte Prothese statt der drei Gelenke, wie sie bei herkömmlichen Modellen zum Einsatz kommen, über sieben Gelenke. Kandelbauer verlor bei einem Stromunfall beide Arme. Für die neuartige Prothese wurden zunächst die verbliebenen Nervenbahnen seines linken Arms mit dem Brustmuskel vernäht. Nach etwa einem Jahr sei die Heilung so weit abgeschlossen gewesen, dass man die neue Prothese habe ansetzen können.
Elektroden nehmen Nervenimpulse auf
Über Elektroden auf der Haut werden die Nervenimpulse aufgenommen und auf die Steuerelemente der Prothese übertragen. Dabei werden etwa beim Öffnen oder Schließen der künstlichen Hand Muster eintrainiert, die über Mikroprozessoren gespeichert werden. "Der Patient braucht beim nächsten Mal dann nur noch daran zu denken, dass er eine bestimmte Bewegung ausführen will, die künstliche Intelligenz des Systems sorgt dann dafür, dass sie umgesetzt wird", sagt Egger. Noch sei das System erst im Labor voll einsatzfähig. Er sei jedoch zuversichtlich, in drei bis vier Jahren alltagstaugliche Prothesen der neuesten Generation auf den Markt bringen zu können.
Kandelbauer, der am rechten Arm eine herkömmliche Prothese trägt, äußerte sich begeistert über die Möglichkeiten des gedankengesteuerten Modells. Er könne alltägliche Verrichtungen wie Waschen oder Essen ohne fremde Hilfe und ohne große Anstrengungen erledigen. Einziges Problem sei derzeit für ihn nur das Gewicht der Prothese mit ihren vielen Steuereinrichtungen: Die rund sechs Kilogramm könne er ohne Unterbrechung nur für vier bis fünf Stunden tragen. "Die Gewichtsreduzierung ist auch einer der wesentlichen Punkte, an denen wir in den kommenden Jahren arbeiten werden", betonte Egger.
Schau mit 448 Unternehmen aus 37 Ländern
Die gedankengesteuerte Armprothese ist eine der Neuheiten, über die auf der Leipziger Messe Orthopädie + Rehatechnik informiert wird. Bis (kommenden) Samstag präsentieren dort 448 Unternehmen aus 37 Ländern ihre Produkte. Begleitet wird die Produktschau von einem Kongress, zu dem Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden. Am Samstag (24. Mai) wird die Fachmesse auch für das allgemeine Publikum geöffnet sein.