Doch kein böser Tyrann? Gesicht Richard III. rekonstruiert
06.02.2013, 07:57 Uhr
Michael Ibsen, ein Neffe von Richard III, in der 17. Generation, neben dessen rekonstruierter Büste.
(Foto: REUTERS)
Mehr als fünf Jahrhunderte nach dem Tod von Richard III. bilden Forscher das Gesicht des englischen Königs nach. Das Modell, das auf der Grundlage des jüngst ausgegrabenen Schädels des Monarchen angefertigt wurde, könnte möglicherweise dazu beitragen, das Bild Richard III. als Bösewicht zu korrigieren.
Der Fund des mehr als 500 Jahre alten Skeletts des englischen Königs Richard III. sorgt weiter für Aufsehen. Am Dienstag wurde eine Rekonstruktion seines Gesichts vorgestellt, die auf der Basis des gefundenen Schädels entstanden ist. Das Modell zeige den König, wie er "gelebt und geatmet" habe, hieß es vom Verein "Richard III. Society", der die Rekonstruktion in Auftrag gegeben hatte. Er bemüht sich um eine historische Neubewertung der Rolle des Königs.Wissenschaftler der Universität Leicester hatten am Montag bestätigt, dass es sich bei im August 2012 unter einem Parkplatz gefundenen Knochen um die Gebeine des Königs handelt.
Die nun vorgestellte Büste zeigt Richard III. mit großem Kinn, großer Nase, schmalen Lippen und herausstehenden Wangenknochen. Eine Schulter ist höher als die andere, da der König eine Wirbelsäulenverkrümmung hatte. Das Modell soll in Zukunft in einem Besucherzentrum gezeigt werden, das in der Nähe des Fundorts in der englischen Stadt Leicester eingerichtet wird. Es zeige, dass Richard III. keinesfalls der entstellte Tyrann gewesen sei, als den ihn seine Nachfolger gemalt hätten und als der er bis heute gelte, teilte der Verein mit.
Es handele sich um ein "interessantes Gesicht, jünger und voller als wir es bislang gesehen hatten, weniger sorgenzerfurcht, und mit der Andeutung eines Lächelns", sagte Phil Stone von der Richard III. -Gesellschaft. "Ich glaube, die Leute werden es mögen. Es ist ein Mann, der gelebt hat." Geleitet wurde die Rekonstruktion von der Professorin Caroline Wilkinson von der Universität von Dundee in Schottland.
Ende der Tudor-Dynastie
Richard III. war 1485 in der Schlacht von Bosworth getötet worden. Mit seinem Tod endeten die Rosenkriege und die Tudor-Dynastie übernahm die Herrschaft. Seine Gebeine galten lange als verschollen.
Unterdessen rüstet sich bereits das nächste Archäologen-Team. Wissenschaftler wollen die Gebeine vom angelsächsischen König Alfred dem Großen suchen, der vor über tausend Jahren lebte. Die Forscher der Universität Winchester vermuten, dass diese in einem unmarkierten Grab in einer Kirche in Winchester in der Grafschaft Hampshire liegen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP