Weniger Schäden nach Schlaganfall Hemmer bremst Zerstörerenzym
24.09.2010, 12:22 Uhr
Durch einen Schlaganfall werden im Gehirn bestimmte Bereiche zerstört.
(Foto: picture-alliance/ ZB)
Mit einem neuartigen Hemmstoff hat ein deutsch-holländisches Forscherteam ein Enzym lahmgelegt, das zu Sprechstörungen oder Lähmungen nach einem Schlaganfall führt. Das Enzym NOX4 tötet Nervenzellen. Wurde es bei Versuchstieren ausgeschaltet, hatten diese nach künstlich ausgelösten Schlaganfällen deutlich weniger Gehirnschäden, berichten die Forscher der Universitäten Würzburg und Maastricht im US-Fachjournal "PLoS Biology".
Die Forscher hatten zuvor beobachtet, dass NOX4 nach einem Schlaganfall Wasserstoff-Peroxid (HO) produziert. Das ist ein aggressives Molekül, das zum Beispiel als Bleich- oder Desinfektionsmittel verwendet wird. Alle Versuche, die zerstörerische Wirkung von Wasserstoff-Peroxid auf das Gehirn durch sogenannte Antioxidantien zu unterbinden, seien bislang gescheitert, betont Christoph Kleinschnitz von der Universität Würzburg. "Wir zeigen jetzt aber einen ganz neuen Weg auf, weil wir das Übel an der Wurzel packen und das Enzym NOX4 direkt ausschalten können."
Bisher Therapiemöglichkeit für wenige Patienten
Schlaganfälle seien weltweit die zweithäufigste Todesursache, schreiben die Forscher in dem Journal. Wer sie überlebe, trage oft bleibende Schäden davon, wie Lähmungen oder Sprechstörungen. "Bislang gibt es nur eine Therapie, deren Wirksamkeit allerdings relativ mäßig ist", erläutert Kleinschnitz. "Sie eignet sich auch nur für rund zehn Prozent der Schlaganfall-Patienten. Dabei werden Blutgerinnsel im Gehirn aufgelöst, um die Mangeldurchblutung zu beseitigen, jedoch mit dem Risiko von Hirnblutungen."
Die Mediziner hoffen, mit dem Enzym NOX4 einen neuen Ansatzpunkt gefunden zu haben. Das Ausschalten des Gens für NOX4 sei für die Mäusen nicht schädlich gewesen, was die Entwicklung zukünftiger nebenwirkungsarmer NOX4-Hemmstoffe möglich erscheinen lasse. Der Weg zu einem Medikament sei aber noch lang. Zunächst müssen die Wissenschaftler die Ergebnisse in weiteren Versuchen bestätigen und den Wirkstoff zu einem Arzneimittel weiterentwickeln.
Quelle: ntv.de, dpa