Immer mehr Altersschwerhörige Hörgeräte kommen in Mode
03.03.2013, 10:02 Uhr
Wer es glitzernd mag, greift zum Hörgerät mit Strasssteinen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zunehmende Schwerhörigkeit im Alter ist kein neues Phänomen. Doch da die Gesellschaft in Deutschland insgesamt altert, hören die Menschen hier im Durchschnitt auch immer schlechter. Hörgeräte sind da gefragt. Es gibt sie sogar mit Bluetooth.

Menschen, die sich in jungen Jahren viel Lärm ausgesetzt haben, tragen ein höheres Risiko, später altersschwerhörig zu werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Zahl der Hörgeräte in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Während 2002 noch rund 562.000 Hörgeräte verkauft wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits knapp 907.000. Das berichtet die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker in Mainz unter Berufung auf Zahlen der Elektroindustrie. Nach Ansicht der Innung liegt der Anstieg an der zunehmenden Alterung der Gesellschaft, aber auch daran, dass die Hemmschwelle für ein Hörgerät sinkt. Viele prominente Träger bekennen sich dazu.
Die Experten sprechen inzwischen von einem Hörsystem. "Es findet eine Entstigmatisierung des Hörsystems statt", sagt der Hauptgeschäftsführer der Bundesinnung, Jakob Stephan Baschab. "Ältere Menschen wollen immer stärker am sozialen Leben teilhaben, und vor allem: Sie wollen gut hören." Auch die Technologie habe sich verändert: "Hörsysteme sieht man fast nicht mehr. Hochwertige Hörsysteme können zum Beispiel über Bluetooth mit dem Handy gekoppelt werden."
Digitale Hörgeräte von der Krankenkasse
Der Innungschef beklagt: "Die Menschen kommen aber viel zu spät zu uns. Sie fangen mit etwa Anfang 60 an, schlecht zu hören, versorgen lassen sie sich aber oft erst mit Anfang 70." Nach Einschätzung von Audiologen haben rund 14 Millionen Menschen in Deutschland Hörprobleme. Nur etwa 2,5 Millionen trage aber Hörgeräte. Der Gesamtumsatz der Branche Hörgeräteakustiker lag 2012 bei rund 1,3 Milliarden Euro.
"Die Kosten der Krankenkassen werden erheblich steigen", sagte der Hauptgeschäftsführer. Das liege daran, dass Versicherte einen verbesserten Anspruch auf Versorgung mit Hörgeräten hätten. Das Bundessozialgericht entschied 2009, dass Krankenkassen digitale Hörgeräte künftig in vollem Umfang bezahlen müssen, wenn die medizinische Notwendigkeit klar vorliegt. Derzeit geben Krankenkassen 421,28 Euro als Sachleistung, künftig könnten es nach Ansicht von Baschab mindestens 1000 Euro pro Gerät werden.
Quelle: ntv.de, Marc-Oliver von Riegen, dpa