Kern eines zerstörten Planeten? Jagd nach dem 10.000-Billiarden-Dollar Asteroiden


Eine grafische Darstellung zeigt den Asteroiden "(16) Psyche" - denn es war der 16. Asteroid, der 1852 entdeckt wurde.
(Foto: Peter Rubin/Nasa/JPL-Caltech/ASU)
Asteroid "Psyche" ist womöglich einer der größten Schätze im Sonnensystem. Nun ist eine NASA-Sonde auf dem Weg, um die Rätsel des metallischen Riesen-Klumpens zu enthüllen. Forscher vermuten, dass es sich um die Überreste eines zerstörten Planeten handeln könnte.
Ein Brocken, der ein schier unvorstellbares Vermögen wert ist: Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter schwebt der Asteroid "Psyche" durchs All. Mit mehr als 200 Kilometern Durchmesser ist er einer der größten Asteroiden im Sonnensystem. Nun ist erstmals eine NASA-Sonde auf dem Weg dorthin, um sich den Klunker von Nahem anzusehen. Dessen Wert wird von der leitenden Forscherin der Mission auf 10.000-Billiarden-Dollar geschätzt - hunderttausendmal so viel wie die gesamte Weltwirtschaft.

Im Jahr 2029 soll sich die gleichnamige Sonde "Psyche" nähern und in eine Umlaufbahn einschwenken.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Aber warum ist "Psyche" - der eigentlich "(16) Psyche" heißt - so wertvoll? Die meisten Asteroiden setzen sich überwiegend aus Gestein oder Eis zusammen. Dieser jedoch ist anders: Forscher gehen davon aus, dass "Psyche" zu 30 bis 60 Prozent aus Metallen besteht. Und wenn sie damit richtig liegen, kreist dort ein wahrer Schatz um die Sonne. Obwohl nicht genau bekannt ist, welche Metalle es sind, werden dort vorwiegend Eisen und Nickel vermutet.
Ob das so ist, soll die NASA-Mission herausfinden, die voraussichtlich im August 2029 den Brocken erreichen wird. Sobald sie den Asteroiden entdeckt, wird die Sonde "Psyche" erste Bilder zur Erde senden. Nach der Ankunft wird sie den gleichnamigen Asteroiden etwa zwei Jahre lang umkreisen - um Fotos zu machen, die Oberfläche zu kartieren und Daten zur Bestimmung der Zusammensetzung des mutmaßlich wertvollen Felsens zu sammeln.
Wahres Aussehen wartet auf Enthüllung
Noch ist unklar, wie der Asteroid genau aussieht. Man weiß bereits, dass er keiner gleichförmigen Kugel ähnelt, sondern eher einer Kartoffel. An seiner dicksten Stelle ist "Psyche" 280 Kilometer breit und 232 Kilometer lang. Seine Oberfläche ist in etwa so groß wie die von Tunesien oder halb so groß wie von Deutschland. Aus Radar- und Teleskop-Beobachtungen konnten Forscher zudem Rückschlüsse auf zwei große Krater auf der Oberfläche ziehen.
Wie "Psyche" jedoch genau aussieht, wird erst in ein paar Jahren feststehen. "Das Aufregende daran ist, dass wir eine Welt sehen werden, die die Menschen noch nie zuvor gesehen haben", sagte die leitende Forscherin der Mission, Lindy Elkins-Tanton von der Arizona State University, der BBC. "Wir haben keine Nahaufnahmen von ihr, wir wissen nicht, wie sie aussieht. Für mich ist das der Kern der Forschung, dass die Menschen immer sehen wollen, was sie noch nicht gesehen haben."
Kern eines zerstörten Planeten?
"Psyche" ist nach der griechischen Göttin der Seele benannt und wurde am 17. März 1852 von dem italienischen Astronomen Annibale de Gasparis entdeckt. Der Asteroid wurde als Typ M klassifiziert, womit er als deutlich metallreicher als andere gilt. Forscher vermuten, dass es sich bei "Psyche" um den Kern eines frühen Planeten handeln könnte. Dieser hatte womöglich die Größe des heutigen Mars' und wurde bei Kollisionen im jungen Sonnensystem weitgehend zerstört, so die Theorie.
Und das macht "Psyche" so interessant: Forscher erhoffen sich, zum ersten Mal einen direkten Blick auf einen Planetenkern werfen zu können, wie er auch verborgen im Inneren der Erde schlummert. Allerdings gibt es andere Wissenschaftler, welche die Planetenkern-Hypothese anzweifeln. Sie halten den Himmelskörper lediglich für einen großen, mehr oder weniger lockeren Haufen von Geröll.
Nicht der einzige wertvolle Brocken
Welchen Ursprung er auch hat: Körper wie "Psyche" könnten eines Tages für den Bergbau im Weltall interessant werden. Aus ihnen ließe sich etwa Material zum Bau von Weltraumstationen gewinnen oder das Ressourcenproblem auf der Erde lösen. Zur Veranschaulichung: Wenn der Wert von "Psyche" annähernd richtig berechnet ist, kämen verteilt auf jeden heute lebenden Menschen etwa 1,25 Milliarden Dollar.
Und "Psyche" ist nicht der einzige wertvolle Brocken: Im Asteroidengürtel schweben laut einer Schätzung der NASA Ressourcen mit einem Wert von 75 Milliarden Dollar pro Erdbewohner herum. Der Haken an der Sache: Es dürfte nicht leicht werden, diese Schätze auch zu heben. Denn der Transport zur Erde würde beim heutigen Stand der Weltraumtechnik ebenfalls enorme Summen verschlingen. Und auch wenn es gelänge, könnte das drastisch steigende Angebot an Rohstoffen deren Wert am Ende sogar sinken lassen.
Quelle: ntv.de