Vogelweibchen schauen genau hin Je akrobatischer, desto attraktiver
23.04.2011, 12:19 Uhr
Aber bitte auf die Millisekunde genau: Das Gelbhosenpipra-Männchen ist ein echter "Moonwalker".
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Tolles Aussehen, imposante Körperhaltung - alles schön und gut. Aber das Vogelmännchen, das jetzt auch noch mit Flügelklapsen und spektakulären Flugshows beeindrucken kann, ist klar im Vorteil. Denn Vogelweibchen vergeben Haltungsnoten, wie Forscher jetzt herausfanden.
Frauen stehen auf sportliche Typen. Bereits Charles Darwin glaubte, dass dies der Grund sei, warum quer durch die gesamte Tierwelt Männchen komplizierte Balztänze und lange, akrobatische sowie anstrengende Turn- oder Flugshows veranstalten. Während aber längst belegt ist, dass die Weibchen auf imposante Haltungen oder buntes Gefieder schauen, ist es nicht so einfach zu sagen, ob sie die sportlichen Darbietungen ihrer Verehrer ebenso kritisch einschätzen.
Eine internationale Gruppe von Ornithologen untersuchte daher das Balzverhalten des Goldbandpipras (Manacus vitellinus), eines kleinen Singvogels in Panama. Dabei stellte sich heraus, dass selbst kleinste Unterschiede im Bereich von Millisekunden in der Bewegung der Männchen großen Eindruck auf die Weibchen machten, berichten Leonida Fusani von der Universität Ferrara (Italien) und Barney Schlinger von der Universität Los Angeles (USA) in den "Proceedings" der britischen Royal Society.
Die Männchen der Goldbandpipras suchen sich für ihre Show oft kleine Lücken im Unterholz aus. Sie springen von einem kleinen Ast zu einem anderen auf der gegenüberliegenden Seite der Lücke und schlagen dabei die Flügel mit einem lauten "Klaps" über ihrem Rücken zusammen. Nach der Landung drehen sie sich sofort wieder um, präsentieren ihre gelben Halsfedern und setzen zum nächsten Sprung an. Das Team filmte viele dieser Sprünge mit einer Geschwindigkeit 125 Bildern pro Sekunde, analysierte sie Aufnahmen und verglich sie mit dem Paarungserfolg der jeweiligen Männchen.
Haltungsnoten für Flügelklapse
Dabei zeigte sich, dass nicht nur die aktivsten Männchen die größten Chancen hatten, sondern auch die mit den größten und exaktesten akrobatischen Leistungen. Selbst Unterschiede im Millisekunden-Bereich, etwa in der Geschwindigkeit des Kopfaufrichtens und der Dauer dieser Stellung schienen in die "Haltungsnote" der Weibchen einzugehen. Ebenso wie die Anzahl der Sprünge und Flügel"klapse" pro Sekunde. Dies war den Weibchen – statistisch gesehen – viel wichtiger als die Unterschiede der Männchen in Bezug auf Größe und Färbung.
Die akrobatischen Balztänze scheinen also wirklich eine Wirkung aufs andere Geschlecht zu haben, folgert das Team. Aus der Sicht der Männchen ist das auch nur gerecht, denn die Sprünge bedeuten nicht nur eine schwierige Koordinationsübung, sondern sind für die kleinen Vögel auch äußerst anstrengend. Ihre Herzschlagfrequenz von normalerweise 563 Schlägen pro Minute verdoppelt sich dabei in etwa – vor allem das Flügelschlagen trieb die Pulsrate auf eine gemessene Maximalhöhe von 1374.
Quelle: ntv.de, dpa