Verbot für Kinder gefordert Kein Krebs durchs Handy
17.06.2008, 10:28 UhrErneut hat eine große Studie keinen Beweis für ein Krebsrisiko durch Handys gefunden. Die Untersuchung des Bundesamts für Strahlenschutz, die in Berlin vorgestellt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass sich durch das Telefonieren mit dem Handy keine Tumorgefahr nachweisen lässt. Auch durch schnurlose Telefone oder deren Basisstationen nach DECT-Standard in der Nähe des Bettes steige das Risiko für Hirntumore nicht.
Ein Zusammenhang zwischen den Geräten und Kopfschmerzen oder Schlafstörungen bei Erwachsenen sei ebenfalls nicht beobachtet worden. Allerdings war die Studie auf weniger als zehn Jahre angelegt. Mögliche langfristige Risiken, vor allem für Kinder, seien nicht abschließend geklärt. Diese Unsicherheiten legten einen "vorsichtigen Umgang mit drahtlosen Kommunikationstechniken" nahe.
Gabriel gibt keine Entwarnung
Zu diesem Schluss kommt auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. So bestehe noch Klärungsbedarf bei der Erforschung von gesundheitlichen Risiken durch Handys. "Das ist vor allem bei Kindern, die sehr empfindlich sind, der Fall, und betrifft die Landzeitwirkungen bei Kindern und Erwachsenen", sagte Gabriel in Berlin.
Die Studie habe jedoch ergeben, dass die geltenden Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung ausreichend seien. Hinweise auf mögliche Risiken unterhalb der geltenden Grenzwerte seien nicht bestätigt worden. Gabriel rief zudem die Handy-Hersteller dazu auf, von dem Umweltzeichen "Blauer Engel" Gebrauch zu machen.
Handy-Verbot für Kinder
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert angesichts fehlender wissenschaftlicher Daten ein vorsorgliches Handy-Verbot für Kinder. "Solange es keine kindgerechten Schutzstandards für die Nutzung von Mobiltelefonen gibt, fordern wir deshalb für Kinder ein Verbot der Nutzung von Handys", sagte BUND-Mobilfunkexperte Bernd Rainer Müller. Bisher würden Unterschiede zwischen den Wirkungen auf Kinder und auf Erwachsene nicht in Empfehlungen zum Strahlungsschutz berücksichtigt.
Die Experten analysierten in mehr als 50 Forschungsprojekten des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms seit 2002 biologische Auswirkungen der Nutzung von Handys und schnurlosen Telefonen. Im Einzelfall wurden Veränderungen der Genaktivität beobachtet. Das stelle die Gesamtbeurteilung aber nicht infrage, hieß es. Nach Angaben der Autoren sind weitere Studien über die Langzeitwirkungen der Geräte notwendig, insbesondere bei Kindern, die mit dem Handy groß geworden seien oder groß würden.
Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm wurde jeweils mit 8,5 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium und den Betreibern der Mobilfunknetze finanziert.
Weitere internationale Studien
Auch die Weltgesundheitsorganisation prüft im Rahmen der sogenannten Interphone-Studie, ob es ein nachweisbares Krebsrisiko durch Mobiltelefone gibt. Mehrere bereits abgeschlossene Interphone-Teilstudien aus verschiedenen Ländern der Welt haben keine Belege für ein derartiges Risiko gefunden.
Dennoch appelliert eine Gruppe um den französischen Psychiater und Buchautor David Servan-Schreiber zu einem vorsichtigen Umgang mit Handys. Die Unterzeichner des Appells räumten jedoch ein, dass es bislang keine wissenschaftlichen Beweise dafür gebe, dass Handys Krebs auslösen könnten, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Sie befürchteten aber verzögerte Gesundheitsfolgen, die jetzt noch nicht erkennbar seien. Gleichwohl habe einer der Unterzeichner im Interview freimütig eingeräumt, die Endfassung des Aufrufs mit Servan-Schreiber in einem 20-minütigen Handytelefonat abgestimmt zu haben, berichtete die Zeitung.
Quelle: ntv.de