Überflüssige und teure Medikamente Krankenkassen verschleudern Milliarden
27.05.2014, 13:47 UhrDer Arzneimittelreport der Barmer ist ernüchternd: Bis zu 30 Prozent der Krankenkassenausgaben entfallen auf Medikamente, die für die Patienten keinen Mehrwert haben. Arzneimittel werden offenbar mehr und mehr zum "Preistreiber".
Die gesetzlichen Krankenkassen geben einer Studie zufolge weiterhin Milliardensummen für teure Medikamente ohne wirklichen Zusatznutzen im Vergleich zu herkömmlichen Präparaten aus. 20 bis 30 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen entfielen weiter auf sogenannte Scheininnovationen, sagte der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, bei der Vorstellung des Arzneimittelreports seiner Kasse. Die Medikamente seien überflüssig und teuer und hätten für Patienten keinen Mehrwert. Würden stattdessen preisgünstige Nachahmerpräparate verwendet, ließen sich drei bis vier Milliarden Euro sparen.
Seit 2009 richtet sich der Preis neuer Medikamente verstärkt nach dem Nutzen. Zur Marktzulassung werden sie einer umfassenden Bewertung unterzogen. Laut Schlenker ist jedoch auch eine "Spätbewertung" notwendig, bei der nachträgliche Erkenntnisse aus dem Alltag berücksichtigt würden.
Der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske monierte, dass die Große Koalition davon Abstand genommen habe, auch Medikamente einer Kosten-Nutzen-Bewertung zu unterziehen, die vor 2009 auf dem Markt waren. Die Kassen würden dadurch noch viele Jahre mit hohen Ausgaben belastet.
Arznei-Ausgaben steigen
Im laufenden Jahr zeichnen sich für die gesetzlichen Kassen hohe Ausgabensteigerungen bei den Arzneimitteln ab. Schlenker verwies auf Statistiken, wonach allein im ersten Quartal die Aufwendungen für Medikamente um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Als Grund gilt vor allem der von der Koalition gesenkte Hersteller-Zwangsrabatt. Dieser war zu Jahresanfang zunächst von 16 auf sechs Prozent reduziert worden, seit April beträgt er sieben Prozent.
Die Arzneimittel würden so politisch gewollt zum "Preistreiber" und gefährdeten längerfristig die Beitragssatzstabilität in der gesetzlichen Krankenversicherung, beklagte Schlenker. "Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann sich die Branche wieder auf Kostendämpfungsmaßnahmen einstellen darf." Im vergangenen Jahr waren die Ausgaben der Kassen für Medikamente noch moderat um 2,4 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, ghö/rts