Statt Entfernung eines Lungenflügels Künstliche Bronchie eingesetzt
03.03.2011, 13:00 Uhr
Wenn sich der Tumor mitten in einem Lungenflügel befindet, muss dieser häufig ganz entfernt werden. Ein sehr riskanter Eingriff.
(Foto: picture alliance / dpa)
Französischen Ärzten ist es erstmals gelungen, einem Krebspatienten eine künstliche Bronchie einzusetzen. Damit sei dem 78-Jährigen die oft tödliche Entfernung eines kompletten Lungenflügels erspart geblieben, teilt das Krankenhaus Avicenne im Pariser Vorort Bobigny mit. Die Operation - dem Krankenhaus zufolge eine Weltpremiere - fand demnach bereits im Oktober 2009 statt. Heute sei der Patienten wohlauf, versicherte der Chirurg Emmanuel Martinod, der den Eingriff leitete. "Er muss regelmäßig überwacht werden, aber es geht ihm gut, er kann gehen und sich in sein Ferienhaus begeben."
Ein chirurgischer Eingriff ist derzeit die aussichtsreichste Therapie bei Lungenkrebs, der tödlichsten aller Krebsarten. Wenn der Tumor sich mitten in einem Lungenflügel befindet, muss dieser häufig ganz entfernt werden. Zwar könne ein Mensch mit nur einem Lungenflügel leben, doch bleibe dieser Eingriff besonders riskant, betonte Martinod. Mehr als ein Viertel der Patienten sterbe innerhalb von 90 Tagen.
Die künstliche Bronchie besteht aus einem biologischen Gewebe, das durch einen Stent - eine metallene Gefäßstütze - verstärkt wird. Dieses Gewebe, das beispielsweise auch bei Herzoperationen verwendet wird, löse keine Abstoßreaktionen aus, erläuterte der Chirurg. Der Patient benötige somit keine Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen, die für Krebskranke ungeeignet seien. Das fragliche Implantat dient als Art "Unterlage", auf der sich Bronchienzellen festsetzen und eine Gewebeschicht bilden.
Quelle: ntv.de, AFP