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Nicht nur Landlebewesen gehen Lungenfische laufen auf Flossen

Der Afrikanische Lungenfisch - ein lebendes Fossil.

Der Afrikanische Lungenfisch - ein lebendes Fossil.

(Foto: Wikipedia/Chris Stubbs)

Der Übergang vom Wasser- zum Landleben ist ein Schlüsselereignis der Evolution. Noch immer rätseln Wissenschaftler darüber, ob die zukünftigen Landbewohner erst lernten, ein Bein vor das andere zu setzen oder sich zunächst vom Boden abstießen, um den Körper fortzubewegen? Die Beobachtung von Lungenfischen könnte der Antwort näher kommen.

Das Laufen wurde vermutlich nicht erst von den ersten Landlebewesen erfunden. Zumindest einige Merkmale des typischen Landgangs entstanden wahrscheinlich bereits unter Wasser. Das vermuten US-Forscher, nachdem sie Afrikanische Lungenfische genau bei ihrem Unterwasserspaziergang beobachtet hatten. Die urtümlichen Fische – noch heute lebende nahe Verwandte der ersten Landlebewesen – nutzen demnach ihre hinteren Flossen, um sich vom Untergrund abzuheben und vorwärts zu bewegen. Die Forscher stellen ihre Untersuchung in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften vor.

Der Übergang vom Wasser- zum Landleben fand im Devon vor rund 410 Millionen Jahren statt und war ein Schlüsselereignis der Evolution. An Land standen den ersten Bewohnern viele neue Lebensräume offen. Dies führte zur Entwicklung der unzähligen verschiedenen Tierarten, die wir heute sehen. Eine Voraussetzung für die Eroberung des Landes war die Fähigkeit, sich dort fortbewegen zu können, schreiben Heather King und ihre Mitarbeiter von der University of Chicago im US-Staat Illinois.

Füße statt Flossen

Dafür musste sich der Körper der Wasserbewohner in zahlreichen Merkmalen ändern, vor allem die Gliedmaßen. Anders gesagt: Die Landbewohner brauchten statt Flossen Füße. Noch ist unter Experten unklar, in welcher Reihenfolge diese Änderungen auftraten: Lernten die Landbewohner in spe zunächst, ein Bein vor das andere zu setzen? Oder hatten sie erst erfunden, wie man sich vom Boden abstößt, um den Körper voranzutreiben?

Recht gut untersucht ist die Gang-ähnliche Fortbewegung beim Quastenflosser, einem ebenfalls noch heute existierendem Verwandten der ersten Landlebewesen. Er bewegt seine Flossen abwechselnd nach vorne, was in etwa so aussieht, als ob er geht. Allerdings läuft er nicht auf dem Untergrund, sondern "geht" eher auf zwei Flossen im Wasser. Heather King und ihre Mitarbeiter untersuchten nun die Fortbewegung bei den Lungenfischen im Detail. Sie filmten dazu Afrikanische Lungenfische im Aquarium, von unten und von der Seite. So konnten sie genau beobachten, wie sich der Fisch fortbewegt.

Luft gibt Auftrieb zum Laufen

Afrikanische Lungenfische haben sehr dünne, fast peitschenartige Flossen. Die Aufnahmen zeigten, dass sie die hinteren Flossen – also die Beckenflossen – auf dem Boden aufsetzen, und zwar entweder abwechselnd die rechte und die linke wie beim Gehen oder auch beide auf einmal, wie bei einer Art hüpfenden Fortbewegung. Die Forscher vermuten, dass den Fischen beim Laufen auch ihre Lunge hilft: Mit Luft gefüllt gibt sie dem Körper genügend Auftrieb für das Laufen auf den Hinterbeinen.

Die Studie weise darauf hin, dass bedeutende Merkmale des Gehens vermutlich bereits unter Wasser entstanden, schreiben die Wissenschaftler. Ihre Untersuchung werfe aber auch zahlreiche Frage auf, unter anderem zur Beurteilung vieler fossiler Fußabdrücke. Bisher gingen Experten davon aus, dass solche Gangspuren von Landlebewesen hinterlassen wurden. Nach dem nun klar sei, dass auch einige Fische unter Wasser gehen, müssten solche Abdrücke neu beurteilt werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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