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Wie Koks, Heroin und Doping Nikotin wirkt im Hirn

Nikotin hat im Hirn die gleichen neurobiologischen Folgen wie Kokain, Heroin oder Amphetamine. Auch welche Weise das Nervengift aus der Zigarette wirkt, erklären Forscher um Christoph Fehr von der Universitätsklinik Mainz im "American Journal of Psychiatry".

Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung steht der Botenstoff Dopamin. Dieser gilt gemeinhin als "Glücksbote". Nikotin setzt den Botenstoff in einem Teil des Mittelhirns frei. Das tun auch Alkohol und andere Drogen. Auf den Empfängerzellen finden sich Rezeptoren, die das Dopamin binden und in die Zellen schleusen, erklären die Forscher. Chronischer Nikotinkonsum kann eine dauerhafte Dopamin-Freisetzung zur Folge haben. Dies wiederum kann die Dichte der Rezeptoren auf den Nervenzellen verringern. Raucher haben daher in einem Teil des Gehirns – dem so genannten bilateralen Putamen – weniger Dopamin-Rezeptoren als Nichtraucher, heißt es in der aktuellen Studie.

Eine ganz ähnliche Folge tritt bei Patienten auf, die Alkohol-, Kokain-, Heroin- oder Amphetamin-abhängig sind. Das Dopamin-System in dem betroffenen Hirnbereich ist entscheidend daran beteiligt, Neues interessant zu finden und eine Belohnung bei bestimmten Auslösern zu erwarten, erklären Fehr und seine Kollegen. Eine niedrige Verfügbarkeit von Dopamin-Rezeptoren in diesem Bereich verschlechtere die natürliche Wirkung des Dopamins. "Dieses Muster ist auch von Patienten mit anderen Suchterkrankungen bekannt", so die Forscher und schlussfolgern: "Dies ist ein Beleg dafür, dass Rauchen eine dem Alkohol- oder Drogenmissbrauch vergleichbare Sucht ist."

Unglücklich und rückfallgefährdet

In anderen Teilen des Gehirns stellten die Wissenschaftler keine Unterschiede in der Dopamin-Rezeptorverfügbarkeit zwischen den Rauchern und Nichtrauchern fest. Die starken Raucher wurden insgesamt zweimal untersucht – einmal unmittelbar nach dem Rauchen, also unter Konsumbedingungen, und einmal 24 Stunden nach der letzten Zigarette, mithin unter Entzugsbedingungen. Auch hier zeigten sich keine Unterschiede bei den Dopamin-Rezeptoren – die niedrige Verfügbarkeit war auch unter Entzugsbedingungen noch gegeben, beschrieb Fehr. Wenn dies länger anhalte wäre dies eine mögliche Erklärung, warum es Rauchern so schwer fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Eine anhaltende Unterfunktion des Dopamin-Systems scheine ein charakteristisches Merkmal für Abhängigkeit und Rückfallrisiko bei einer Suchterkrankung zu sein.

Quelle: ntv.de

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