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Richtung Norden geht's bergauf Probanden bevorzugen Süden

Der Weg nach Norden wird mit "bergauf" gleichgesetzt.

Der Weg nach Norden wird mit "bergauf" gleichgesetzt.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Menschen, die die Wahl zwischen zwei Routen haben, um ein Ziel zu erreichen, entscheiden sich unbewusst für den Weg Richtung Süden. Über die Gründe spekulieren Forscher noch.

Routen in südlicher Richtung erscheinen dem Menschen unwillkürlich kürzer als ein gleich langer Weg mit nördlicher Ausrichtung. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Tad Brunyé vom Institut für Psychologie der Tufts University in Medford (US-Staat Massachusetts). Die Untersuchung soll in einer der nächsten Ausgaben des Journals "Memory & Cognition" erscheinen.

In dem Experiment wurden 160 Studenten am Bildschirm ganz normale Straßenkarten von Pittsburgh oder Chicago präsentiert. Darauf waren Straßen, Gebäude, Radwege und vieles mehr verzeichnet. Zudem hatte Brunyé Zeichen für Informationsstände und Haltestationen eingefügt, und außerdem farblich markierte Routen, auf denen beide miteinander verbunden waren. Das besondere daran: Das Ziel ließ sich auf zwei Wegen erreichen, einer führte nördlich um den Häuserblock herum, der zweite südwärts. Die Weglänge war dieselbe. Eine Frage der Experimentatoren an die Probanden lautete: Welcher Weg ist kürzer, führt also schneller zum Ziel?

Die Probanden wurden zusätzlich in zwei Gruppen eingeteilt. Einige sollten die Lage aus der Vogelperspektive beurteilen, also mit dem Blick von oben auf dem Stadtplan. Dies führt zur Orientierung anhand der Himmelsrichtungen, man denkt also in den Kategorien Norden, Süden, Westen und Osten. Die zweite Gruppe wurde gebeten, sich bei der Planung der Route in die Perspektive eines Menschen zu versetzen, der mit dem Plan zwischen den Häuserschluchten herumläuft (Erste- Person-Perspektive).

Via Südroute - aber unbewusst

Das Resultat: Wer in der Ersten-Person-Perspektive im Geiste auf der Route unterwegs war, wählte in zwei Dritteln der Fälle die südliche Route - ohne sich dessen bewusst zu sein. In der anderen Gruppe zeigte sich dieser Effekt nicht, schreiben die Psychologen. In weiteren Experimenten wurde ausgeschlossen, dass die Teilnehmer eine Vorliebe für "rechtsherum" oder "linksherum" hatten oder die südliche Route aufgrund der daran gelegenen Häuser oder Sehenswürdigkeiten als attraktiver einstuften und sie deshalb lieber einschlugen.

Alljährlich gibt es zu Beginn der Ferien Stau in Richtung Süden.

Alljährlich gibt es zu Beginn der Ferien Stau in Richtung Süden.

(Foto: KEY)

Zur Erklärung blieb danach nur eines: Der Weg nach Norden wird mit "bergauf" gleichgesetzt, was mehr Energie kostet und auch anstrengender ist, erklärt Brunyé. Er ist mit seiner Arbeit aber noch nicht am Ende - und will nun prüfen, ob sich diese Vorliebe auch dann zeigt, wenn die Probanden mit Datenhelmen in virtuellen Straßenzügen unterwegs sind.

Quelle: ntv.de, dpa

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