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"Wir sollten alle dankbar sein"Ruth Westheimer würdigt 50 Jahre Pille

08.05.2010, 10:00 Uhr
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Die US-Sexualtherapeutin und Autorin Ruth Westheimer. (Bild von Oktober 2008) (Foto: picture alliance / dpa)

Zum 50. Geburtstag der Verhütungspille hat die deutsch-amerikanische Aufklärerin Ruth Westheimer einen besonderen Rat an die junge Generation: Sie sollen dankbar sein. Die Durchsetzung der Pille sei ein schwerer Kampf und ein "revolutionäres Ereignis" gewesen.

Mit Ratschlägen zu allen Aspekten der Sexualität erreicht die deutsch-amerikanische Aufklärerin Ruth Westheimer seit Jahrzehnten ein Millionenpublikum. Zum 50. Geburtstag der Verhütungspille hat die 82-Jährige einen besonderen Rat an die junge Generation: Dankbarkeit. "Die jungen Leute sollten die Pille heute nicht als selbstverständlich nehmen", sagte Westheimer. Sie erinnerte an die schwierige Durchsetzung der Verhütungspille: "Das war ein derart großer Kampf und ein derart revolutionäres Ereignis, dass wir alle dankbar sein sollten."

Frauen ohne ständige Sorge

Sie selbst empfinde große Dankbarkeit für die Wegbereiter der Pille. "Wir können rund um die Welt von Glück reden, dass die Pille auf den Markt gekommen ist, weil sie die Sexualität wirklich revolutioniert hat", sagte Westheimer, die als "Dr. Ruth" mit Büchern und Radiosendungen weltweit bekannt wurde. Das Präparat habe die Rolle der Frau in Beziehungen nachhaltig gestärkt, weil sie sich bei der Verhütung nicht mehr auf den Mann verlassen musste: "Es ist einfach wunderbar, dass Frauen nicht mehr ständig in Sorge leben müssen."

Zu Beginn ihrer sexualtherapeutischen Arbeit in den 50er Jahren sei der Gedanke an eine Verhütungstablette völlig utopisch gewesen, erinnerte sich Westheimer: "Niemals hätte ich gedacht, dass es zu meinen Lebzeiten eine derartige Pille geben würde." Dass irgendwann einmal eine Pille für den Mann erhältlich sein werde, glaube sie aber bis heute nicht. "Ich zweifle daran, dass es so etwa je geben wird", sagte Westheimer. "Es gab einmal einen Versuch, aber sobald die Männer nur ein bisschen Alkohol tranken, wurde ihnen furchtbar schlecht. Das war das Ende dieser Pille."

Related contentDie Erfolgsgeschichte der Pille, die sich in den Anfangsjahren gegen große juristische, moralische und religiöse Widerstände durchsetzen musste, ist laut Westheimer ein Lehrstück für den Wert gesellschaftlichen Engagements. "Ich komme aus Nazi-Deutschland, und wenn ich eine Sache gelernt habe, dann diese: Man muss für die Dinge kämpfen, an die man glaubt", sagte Westheimer. Geboren wurde sie 1928 als Karola Ruth Siegel in Frankfurt. Ihre jüdischen Eltern wurden von den Nazis ermordet. Seit den 50er Jahren lebt Ruth Westheimer in den USA, wo sie sich als Vorkämpferin für sexuelle Aufklärung profilierte.

Quelle: ntv.de, abe/AFP