Kommunikation vor dem Schlüpfen Schildkröten stimmen sich ab
30.11.2011, 16:17 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Embryonen der australischen Breitrand-Spitzkopfschildkröte verständigen sich bereits im Nest. Deshalb wissen die am wenigsten entwickelten Reptilien, dass ihre Geschwister kurz vor dem Schlüpfen stehen – und beschleunigen ihr Wachstum entsprechend.
Schildkrötenbabys verlassen ihr Nest in der Regel gemeinsam. In der Natur verringert sich so das Risiko, auf dem Weg ins schützende Wasser gefressen zu werden. Womöglich spielt die Konzentration von Kohlendioxid eine Rolle bei dieser Kommunikation. Das berichtete eine Gruppe um Ricky-John Spencer von der University of Western Sydney in den "Proceedings B” der Royal Society.
Wie andere Schildkröten vergräbt auch die Breitrand-Spitzkopfschildkröte (Emydura macquarii) ihre Eier an Land und überlässt es der Sonnenenergie, sie auszubrüten. Die oberen Schichten des Nestes sind dadurch bis zu sechs Grad Celsius wärmer als die unteren. Daher sollten die Schildkröten in den Eiern direkt unterhalb der Oberfläche deutlich früher schlüpfen – bei den wechselwarmen Reptilien entscheidet die Umgebungstemperatur über die Wachstumsgeschwindigkeit. Dennoch kommen die Nachkommen gemeinsam an die Oberfläche.
Kohlendioxid-Konzentration offenbar entscheidend
Für die Experimente fingen die Forscher befruchtete Schildkrötenweibchen und sorgten mit einer Hormonspritze für die Eiablage. So erhielten sie 20 Gelege. Die einzelnen Gelege wurden in zwei Gruppen geteilt, eine Hälfte der Eier wuchs sieben Tage bei 30 Grad, die zweite sieben Tage bei 26 Grad heran. Dann wurden die Eier wieder vereint und gemeinsam bei gleicher Temperatur weiterbebrütet, wobei Wissenschaftler Herzrate und Kohlendioxid-Produktion der Embryonen aufzeichneten – daraus lässt sich die Wachstumsgeschwindigkeit ablesen.
In der letzten Phase ihrer Entwicklung beschleunigten die zunächst in der "Kälte" zurückgebliebenen Schildkrötchen ihr Wachstum. Herzschlag- und Stoffwechselrate erhöhten sich. Ihr Wachstum beschleunigte sich über das normale Maß hinaus, um zu den älteren Geschwistern aufzuschließen. Das Schlüpfen erfolgt dann fast zur gleichen Zeit. Diese Beschleunigung ist bei wechselwarmen Tieren erstaunlich, schreiben die Forscher.
Womöglich erhöhe sich der Gehalt von Kohlendioxid im Nest, wenn die oberen Tiere besonders weit entwickelt sind, ergänzen die Wissenschaftler. Dies könnte das Signal für die weiter unten liegenden Embryonen sein, mehr Schilddrüsenhormon zu bilden, was die Entwicklung des Herzens und des Körpers allgemein beschleunigt.
Quelle: ntv.de, dpa