Brutales Paarungsritual mit "Stilett" Seeschnecken begatten sich über die Stirn
13.11.2013, 07:17 UhrTierischer Sex ist kein Spaziergang: Es wird gekämpft, gelitten und gestorben. Auch Seeschnecken scheinen beim Paarungsakt reichlich brutal zu Werke zu gehen, wie Forscher jetzt beobachtet haben.

Auch Meeresschnecken vom Typ Siphopteron quadrispinosum treiben es wild: Sie stechen ihr Stilett in den Bauchraum des Partners.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am Great Barrier Riff in Australien haben Forscher Seeschnecken mit einem beeindruckenden Paarungsritual gefunden: Die zwittrigen Schnecken stoßen sich gegenseitig einen stilettartigen Körperanhang in die Stirn. Vermutlich zielen sie direkt auf die dahinter liegenden Nervenzellen, schreiben die Wissenschaftler in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Welchem Zweck das bizarre Ritual genau diene, sei aber unklar.
Die Seeschnecken, die die Forscher um Rolanda Lange von der Universität Tübingen beobachteten, gehören zur Gattung Siphopteron, sind aber als Art noch nicht näher beschrieben. Von verwandten Arten ist bekannt, dass sie über den penisähnlichen Körperanhang Drüsensekrete in den Körper ihrer Sexpartner injizieren. Das Verhalten wird als "traumatische Paarung" bezeichnet. Unterschiedliche Siphopteron-Arten stechen dabei in verschiedene, für die jeweilige Art typische Körperregion des Partners.
Immer die gleiche Stelle getroffen
Die Wissenschaftler sammelten nun im Freiland Schnecken der bisher unbeschriebenen Art Siphopteron sp.1. Im Labor beobachteten sie dann die Paarungsversuche der Schnecken genau: Die Paarung beginnt demnach mit einer innigen Umschlingung der Partner. Beide stülpen dann ihren Penis nach außen und beißen sich gelegentlich. Als nächstes führen sie ihren Penis in die weibliche Genitalöffnung des Partners ein. Sekunden später stoßen sie ihr Stilett zwischen den Augen in die Stirn des jeweils anderen.
Da die Schnecken in allen beobachteten Paarungen immer die gleiche Stelle trafen, nehmen die Forscher an, dass das beabsichtigt ist. Vermutlich manipulierten die Tiere über die Injektion bioaktiver Proteine das zentrale Nervensystem, schreiben die Forscher. Mit welcher Absicht, müssten weitere Untersuchungen zeigen. Von weiteren Paarungen hält das brutal anmutende Ritual die Seeschnecken übrigens nicht ab.
Quelle: ntv.de, dpa