Belastung "exorbitant hoch"Staubige Knallerei
In Großstädten werden im Jahresdurchschnitt 30 bis 40 Mikrogramm Feinstaub gemessen. Zu Silvester jedoch sind bis zu 4000 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft enthalten.
Silvesterknaller sind wahre Luftverpester: Neujahr ist die Feinstaubbelastung so hoch wie an keinem anderen Tag im Jahr. "Nach Mitternacht nimmt die Feinstaubkonzentration in den Städten sprunghaft zu", sagte Arno Graff, Fachgebietsleiter beim Umweltbundesamt in Dessau, in einem Interview. In der ersten Stunde nach dem Jahreswechsel seien bis zu 4000 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft enthalten. Zum Vergleich: In den Großstädten werden im Jahresdurchschnitt 30 bis 40 Mikrogramm (Millionstel Gramm) gemessen. Feinstaub kann die Atemwege schädigen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen.
Auch ländliche Regionen betroffen
"Die Belastung in den ersten Stunden des neuen Jahres ist exorbitant hoch", sagte Graff, der das Fachgebiet Beurteilung der Luftqualität beim Umweltbundesamt leitet. Wie eine Auswertung an den knapp 400 deutschen Messstationen seit 2003 ergab, steigt an Neujahr die Feinstaubkonzentration auch in ländlichen Regionen auf Werte von rund 150 Mikrogramm - allerdings erst einige Stunden später als in den Städten. "Das hängt von der Wetterlage ab, da der Wind die Staubfahne aus den Ballungsräumen in die Umgebung trägt."
Besonders Asthmatiker leiden, wenn die Luft stark mit Feinstaub belastet ist. Aber auch für gesunde Menschen stellen die winzigen Partikel eine Gefahr für die Gesundheit dar. "Wenn ich Mitternacht rausgehe und in der dicken Luft stehe, fühle ich mich nicht so wohl", sagte Graff.
Seit 2005 gilt europaweit ein Grenzwert für Feinstaub, der 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Tagesdurchschnitt beträgt. Dieser darf nicht häufiger als 35 Mal im Jahr überschritten werden. "Neujahr ist häufig schon der erste Überschreitungstag im Jahr", kritisierte Graff. Am Freitag beginnen die Geschäfte mit dem Verkauf von Silvesterfeuerwerk. Das Umweltbundesamt appelliert an die Feiernden, weniger zu knallen oder ganz auf Raketen und Böller zu verzichten. "Dadurch entsteht nicht nur weniger Feinstaub, sondern auch weniger Müll", erläuterte Graff.
Treibhausgase werden frei
Die rund 10 000 Tonnen Feuerwerk der Deutschen belasten zudem die Atmosphäre mit verschiedenen Treibhausgasen, deren Klimawirkung rund 2300 Tonnen Kohlendioxid entspricht. Das hat die Landwirtschaftliche Versicherungsanstalt Münster nach Angaben eines Versicherungskonzerns ermittelt. Dies entspreche 25 Gramm CO2 pro Kopf der Bevölkerung oder 550 Überseeflügen von München nach New York und wieder zurück. Da jeder Einwohner in Deutschland pro Jahr rechnerisch rund zwölf Tonnen CO2 freisetze, falle der Beitrag durch das Silvester-Feuerwerk allerdings vergleichsweise gering aus.
Bei einer Forsa-Umfrage erklärten 77 Prozent der Befragten, ihnen falle zum Thema Silvester-Feuerwerk vor allem Geldverschwendung ein. Rund 71 Prozent fürchten sich vor Verletzungen, 63 Prozent halten die Müllberge für problematisch und etwas mehr als die Hälfte denken an Sachbeschädigungen. Die deutschen Versicherungen zahlen nach eigenen Angaben jährlich rund 40 Millionen Euro für mehr als 22 000 Sachschäden, die in der Weihnachtszeit und der Silvesternacht entstehen.