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Gegen Angst und Depressionen Therapie mit Rausch-Pilzen

Die positiven Wirkungen des Pilzgiftes Psilocybin halten mitunter auch nach einem Jahr an. Das legen Forschungsergebnisse eines Ärzte-Teams von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore nahe. Mehr als ein Jahr nach dem Konsum der halluzinogenen Pilze hätten die meisten Versuchsteilnehmer noch immer unter dem Einfluss "spiritueller Effekte" gestanden, schrieben die Experten im "Journal of Psychopharmacology" (Bd. 22, Nr. 4). Während einige Testpersonen von kurzzeitigen Angstschüben heimgesucht worden seien, habe keine einzige über dauerhafte negative Folgen geklagt.

Einsatz bei religiösen Riten

Psilocybin kommt als natürliche Substanz in zahlreichen Pilzarten vor. Es gehört zur Gruppe der Alkaloide. Wegen seiner psychedelischen Wirkung ist der Besitz von Psilocybin in vielen Ländern verboten, obwohl die Rausch-Pilze seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen bei religiösen und medizinischen Riten eingesetzt werden.

Die Gift-Informationszentrale Bonn warnt, dass außer Halluzinationen bei höheren Dosen verdrängte traumatische Erlebnisse aus dem Unterbewusstsein wieder an die Oberfläche gelangen können, wo sie ohne fremde Hilfe unter Umständen nicht mehr verarbeitet werden können. Das könne bei psychisch labilen Personen zu starken Angst- und Panikzuständen führen.

Persönlich und spirituell bedeutend

Die 36 Probanden hatten etwa ein Jahr vor der aktuellen Studie Psilocybin zu sich genommen - "unter kontrollierten Bedingungen", wie die Mediziner versicherten. In einer späteren Befragung gaben fast zwei Drittel der Teilnehmer an, die Erfahrung des Pilz-Rausches steigere auch 14 Monate nach dem Experiment weiterhin Wohlbefinden und Zufriedenheit. "Die meisten stuften ihr Erlebnis als das persönlich und spirituell bedeutendste im Leben ein", berichtete der Leiter der Studie, Roland Griffiths.

Zwar warnten auch die US-Forscher vor einer Verharmlosung der "magischen Pilze". So seien Stoffe wie Psilocybin durchaus in der Lage, bei psychisch labilen Menschen gesundheitliche Schäden anzurichten. Die Risiken ließen sich jedoch eindämmen. "Bei gut vorbereiteten Patienten und angemessener Überwachung können Halluzinogene mit einer Sicherheit verabreicht werden, die mit vielen medizinischen Verfahren vergleichbar ist", bilanzierte der Pharmakologe Mathew Johnson.

Anstatt die "spirituellen Gewächse" pauschal zu verteufeln, sollte ihre Anwendung in der klinischen Forschung erprobt werden, fordern die Wissenschaftler. So sei zu überlegen, ob sich Psilocybin in der Angst-Therapie oder zur Bekämpfung von Depressionen einsetzen lässt. "Vorsichtig durchgeführte Studien können die Behandlung psychischer Störungen verbessern und die Grundlagenforschung voranbringen."

Quelle: ntv.de

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