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Von einst 100.000 auf 3200 dezimiert Tiger bleibt gejagter Jäger

Nur noch selten in freier Wildbahn: Ein sibirischer Tiger, auch Amur-Tiger genannt, im Park für sibirische Tiger in Harbin, China.

Nur noch selten in freier Wildbahn: Ein sibirischer Tiger, auch Amur-Tiger genannt, im Park für sibirische Tiger in Harbin, China.

(Foto: dpa)

Wilderei und illegale Abholzung lassen die Zahl der Tiger weltweit schrumpfen. Auch zweieinhalb Jahre nach einem von Kremlchef Putin organisierten "Tiger-Gipfel" fällt die Bilanz nüchtern aus: Der weltgrößten Raubkatze droht weiter das Aussterben.

Große Freude bei Tierschützern: Erstmals fotografierte eine Kamerafalle im chinesischen Wangqing-Reservat nahe der russischen Grenze einen der seltenen freilebenden Amur-Tiger. "Es mehren sich die Anzeichen, dass der Tiger langsam seinen ehemaligen Lebensraum zurückerobert", meint Markus Radday von der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature).

Doch die Lage bleibt ernst für die größte Raubkatze der Welt. Vor 100 Jahren gab es etwa 100.000 Tiger, heute leben in 13 Staaten noch insgesamt rund 3200 Exemplare in freier Wildbahn. "Das ist verdammt wenig", klagt Pjotr Serdjukow vom Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) in Moskau.

"Tiger-Gipfel" ohne Erfolg

Im Kampf um die letzten freilebenden Tiger gilt eine Konferenz mit Kremlchef Wladimir Putin in St. Petersburg als Meilenstein. Im November 2010 einigten sich 13 Staaten nach zähen Verhandlungen auf Schutzzonen für die Großkatzen. Hollywood-Ehrengast Leonardo DiCaprio spendete sogar eine Million US-Dollar.

Zweieinhalb Jahre später ist der Frust dennoch groß bei vielen Naturschützern. Wilderei und Schmuggel lassen die Zahl der majestätischen Tiere weiter dramatisch sinken. Von einst neun Tiger-Unterarten existieren heute weltweit noch sechs.

Ringen um Rettungsplan

Fast zwei Drittel aller Tiger-Schutzgebiete erfüllen nach einer WWF-Analyse nicht die vereinbarten Mindeststandards. Vielen Schutzzonen fehle Personal, und Wilderei werde kaum bestraft, sagt Serdjukow. So ringen die "Tiger-Großmächte" China und Russland seit Jahren um einen gemeinsamen Rettungsplan. Die Nachbarländer hatten in St. Petersburg vereinbart, in ihrem Grenzgebiet drei neue Korridore für die Großkatzen einzurichten.

Doch die Umsetzung lässt auf sich warten. Zumindest Russland hat seine Hausaufgaben teilweise gemacht, denn ein erster Durchgang wurde im November 2012 freigegeben. Zudem verschärfte die Staatsduma in Moskau die Strafen für den Handel mit gewilderten Tigern.

Gnadenlose Jagd nach Trophäen

"Das ist ein großer Erfolg für die Schutzbemühungen", sagt Radday, der deutsche WWF-Referent für die Amur-Region. Dort, neun Flugstunden östlich von Moskau, leben die letzten etwa 450 russischen Exemplare. Fast hatte eine gnadenlose Jagd nach Trophäen in den vergangenen Jahrzehnten im Riesenreich zum Aussterben der Raubtiere geführt.

"Das Abholzen der Wälder in Russland und besonders in China muss aufhören, denn damit schrumpft der Lebensraum des Tigers", sagt auch Maria Woronzowa, Leiterin des IFAW in Russland. China gilt als ein Schlüsselland beim Tigerschutz. Dort sind die Großkatzen zur Herstellung fragwürdiger medizinischer Präparate begehrt.

"Life of Pi" soll helfen

In einer "St. Petersburger Resolution" beschlossen die 13 Länder, die Zahl der Großkatzen bis zum "Jahr des Tigers" 2022 zu verdoppeln. Zudem sollen Wilderer und Schmuggler stärker bekämpft werden. Jedoch sind Schätzungen zufolge allein bis 2015 mindestens 350 Millionen US-Dollar (rund 270 Millionen Euro) nötig, um den Lebensraum auszuweiten - viel Geld für Tiger-Länder wie Bangladesch oder Nepal.

Ein märchenhafter Film-Welterfolg soll nun bei der Rettung helfen. "Mit dem Oscar-Preisträger 'Life of Pi' werden wir verstärkt für den Herrscher der Taiga werben", kündigt WWF-Mitarbeiter Sergej Kusnezow in Moskau an. Die Produktionsfirma des Streifens, in dem ein Tiger eine zentrale Rolle spielt, habe der Verwendung des Kassenschlagers für Spendenaktionen zugestimmt.

Quelle: ntv.de, Wolfgang Jung, dpa

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