Neuer Ansatz, neue Hoffnung Versteckte HI-Viren entdeckt
08.10.2007, 10:14 UhrForscher haben einen Weg entdeckt, im Körper versteckte Aids-Viren zu aktivieren und sie damit anfälliger für eine Behandlung zu machen. Trotz zahlreicher Medikamente lässt sich das Aidsvirus HIV bislang nicht dauerhaft wieder aus dem Körper drängen. Der Erreger nistet sich in einigen ruhenden weißen Blutkörperchen ein, ohne aktiv zu werden und die Zelle dabei zu zerstören.
Diese Zellen überdauern lange Zeit. Damit schafft sich HIV ein Reservoir, aus dem heraus es sich jederzeit wieder vermehren kann. Diese „stille Reserve“ ist nach Ansicht vieler Mediziner eines der großen Probleme bei der Bekämpfung der Immunschwäche. Selbst in Patienten, die seit über 30 Monaten keine nachweisbare Viruslast mehr hatten, konnten die ruhenden Zellen nachgewiesen werden, die in der Lage waren, HIV zu produzieren. Eine Gruppe um Hui Zhang von der Thomas Jefferson University in Philadelphia hat nun einen Mechanismus entdeckt, mit dem sich HIV in der Zelle „schlafen legt“. Nun hoffen sie, den Erreger mit einer neuen Behandlung aus der Reserve zu locken. Ihr Bericht ist im Journal „Nature Medicine“ zu lesen.
Forscher bremsten die Bremse
Das HI-Virus baut seine Erbinformation nach der Infektion ins Genom der infizierten T-Lymphozyten ein, einer Gruppe von weißen Blutkörperchen. Werden die Virengene abgelesen, entsteht ein chemischer Bote (mRNA), nach dessen Vorschrift die neuen Virenbausteine zusammengefügt werden.
Zhangs Gruppe beschreibt nun, dass die ruhenden Zellen die Aktivität der mRNA herunterregulieren. Dazu setzt sie ihrerseits sehr kleine RNA-Stücke ein, die sich gezielt an die Boten-RNA des Virus koppeln. Dieser Komplex wird in der Zelle als fehlerhaft erkannt und abgebaut. Damit bleibt HIV stumm. Diesen Mechanismus machen sich viele Forscher inzwischen auch zunutze, indem sie künstlich RNA-Schnipsel in Zellen einschleusen, um Gene auf diese Weise abzuschalten. Das Verfahren trägt den Namen RNAi (RNA-Interferenz).
In den Experimenten blockierte Zhang nun jene RNA-Schnipsel, die HIV stumm schalten – sie bremsten also die Bremse. Tatsächlich produzierten die Zellen daraufhin zehn Mal mehr Viren als zuvor. Damit zeichne sich ein Weg ab, die ruhenden Zellen zu wecken und für Medikamente zugänglich zu machen, heißt es in dem Journal. Dann lässt sich die Vermehrung der Viren bekämpfen.
Quelle: ntv.de